Berlin. Wenig Zeit, viel Text: Zweite Runde bei „Ich will zum ESC!“. Diese zwei Kandidaten schicken Conchita Wurst und Rea Garvey nach Hause.

Zehn Talente haben es in „Das Vocal-Coaching“ bei der ARD-Show „Ich will zum ESC!“ geschafft. Ähnlich wie bei den Battles von „The Voice of Germany“, teilen die Coaches ihre Teams in Duos und Trios, die gemeinsam einen Song performen sollen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Sie haben dafür viel weniger Zeit als bei „The Voice“.

Bei genauerer Betrachtung wird nämlich klar: Die Episoden der sechsteiligen Serie wurden wohl innerhalb einer Woche abgedreht – und jeden Tag scheiden Talente aus. Also findet bereits einen Tag nach den „Auditions“ das Vocal-Coaching im Berliner „House of Music“ statt. Unterstützt werden die Juroren Rea Garvey und Conchita Wurst dabei von den Vocal Coaches Yvonne Ambrée und Katrin Mickiewicz. Yvonne Ambrée ist keine Unbekannte – sie hat auch schon bei „The Voice“ das Team Rea unterstützt.

ARD-Castingshow „Ich will zum ESC!“: Tränen, traurige Musik und wenig Zeit

Die Kandidaten Christos und Sven bekommen den Song „Take Me To Church“ von Conchita zugeteilt. „Ich bin Teil der LBTQI-Community. Und das Lied setzt sich halt wirklich mit dem Religionskonflikt in Bezug auf diese Community auseinander. Das spüre ich auch stark“, kommentiert Sven die Songauswahl. Einer der sehr wenigen Momente, in denen man sich erinnert, dass wir es hier mit einer öffentlich-rechtlichen Castingshow zu tun haben.

Ansonsten bedient man sich aller klassischen Elemente, die man so aus Castingshows kennt. Etwa dem emotionalen Moment mit Klaviermusik, in dem Christos erzählt: „Ich hab viele Familienmitglieder verloren, viel mit Krankheit zu tun. Und da musste ich positiv bleiben. Und ich wollte ein Vorbild für meine Geschwister sein.“ Da wird voll draufgehalten, Tränen, traurige Musik. Und Conchita, die ihn in den Arm nimmt. Die Performance der beiden, später bei dem Wohnzimmerkonzert, ist leider eher enttäuschend. Vielleicht hätte es geholfen, den Kandidaten etwas mehr Zeit zu geben?

2014 hat Conchita Wurst den Eurovision Song Contest selbst gewonnen.
2014 hat Conchita Wurst den Eurovision Song Contest selbst gewonnen. © DPA Images | Annette Riedl

Rea Garvey und Conchita Wurst als Plakathalter

Anne, Luca und Sophie aus Conchitas Team performen „Time After Time”. „Das war für mich das erste Lied, das ich bei einem Auftritt gesungen habe“, sagt Anne und freut sich. Entsprechend glänzt sie mit Textsicherheit. Ganz im Gegensatz zu Luca, der mit seiner warmen Stimmfarbe mitreißt, aber in den Strophen stoisch auf einen kleinen Zettel in seiner Hand schaut, der ihm den Text verrät.

Das Duo Bibiane und Florian aus Reas Team handelt da eher pragmatisch. Sie lassen sich von den Coaches den Text von „Dancing on My Own“ auf riesigen Plakaten halten. Der wohl komischste Moment der Folge, versehen mit einem gewissen Charme. Herrlich unprätentiös. Und musikalisch der klare Höhepunkt.

Rea Garvey fordert: Komfortzone verlassen!

„You Get What you Give“ trifft bei Reas Trio nicht auf Begeisterung. „Ich kannte den Song nicht”, sagt Esther. Paul hat ihn irgendwann mal im Radio gehört, sieht es aber als Herausforderung: „Wir müssen in ‘ner Stunde alles lernen, das ist auf jeden Fall nicht so einfach.“

Auch Beranger ist nicht begeistert: „Das wird schwer für mich.“ Er schlägt vor, eine Zeile zu tauschen. Doch da interveniert Rea: „Wenn du nicht scheiterst, hast du es gar nicht versucht. Das Leben ist nicht einfach. Es ist ein Kampf. Der leichte Weg ist, nicht dazuzulernen, und einfach das zu machen, was du immer machst!“ Es sei wichtig, Aufgaben zu geben, wo die Kandidatinnen und Kandidaten außerhalb ihrer Komfort-Zone gingen - Garvey’sches Life Coaching

Wie schon in der vorherigen Folge, versuchen die Macher, mit einem Cliffhanger die Zuschauenden für die nächste Folge zu begeistern. Das wirkt allerdings eher unbefriedigend als spannungsaufbauend. So relevant ist die Sendung schließlich nicht. Es geht ja nicht um den Startplatz beim ESC, sondern lediglich beim Vorentscheid. Schaut man den Anfang der vierten Folge, die jetzt schon exklusiv in der ARD Mediathek ist, erfährt man: Christos und Esther sind raus. Mit acht Talenten geht es also in die nächste Runde, bei der sich einer Lipsync-Challenge gestellt werden muss. Zumindest mal eine neue Idee.

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