Pößneck / Weimar. Samstag beginnt das kleine, aber global beachtete Festival für jiddische Kultur mit einem “ganz, ganz kleinen Konzert“ in Pößneck. Veranstaltungen gibt es außerdem etwa in Weimar, Erfurt, Eisenach, Gotha, Apolda, Altenburg oder Niederzimmern.

Auch in diesem Jahr haben die Macher des «Yiddish Summer Weimar» (YSW) kurzfristig und bei sich ständig ändernden Corona-Bedingungen planen müssen. Am Samstag (17. Juli) beginnt nun das kleine, aber global beachtete Festival für jiddische Sprache und Kultur mit einem «ganz, ganz kleinen Konzert» in Pößneck (Saale-Orla-Kreis). Das große Eröffnungskonzert ist für den 25. Juli geplant - diesmal nicht in Weimar, sondern auf der Bundesgartenschau (Buga) in Erfurt. Nach einer coronabedingt verkürzten Version im Vorjahr soll es 2021 mehr Veranstaltungen denn je geben.

14 Workshops und 80 Veranstaltungen beim Yiddisch Summer geplant

Jiddisch ist eine Umgangssprache mancher Juden. Die Wurzeln der Sprache reichen lange zurück, in ihr haben sich etwa Hebräisch und Deutsch vermischt. 14 Workshops rund um jiddische Kultur, Sprache und Musik sowie rund 80 Einzelveranstaltungen sind bis zum 21. August geplant.

«Es war uns ein ganz besonderes Anliegen im Jubiläumsjahr "900 Jahre Jüdisches Leben in Thüringen" auch mehr und mehr in ganz Thüringen präsent zu sein», sagte der künstlerische Leiter Alan Bern. Neben Weimar sind Veranstaltungen etwa in Erfurt, Eisenach (Wartburgkreis), Apolda und Niederzimmern (beide Weimarer Land), Altenburg (Altenburger Land), Gotha, Pößneck (Saale-Orla-Kreis) und Schmalkalden (Schmalkalden-Meiningen) geplant.

Gleich drei Eigenproduktionen widmen sich dem Thema des diesjährigen YSW - einem Archivfund in der Vernadsky Nationalbibliothek in Kiew. Dabei geht es um ein vor kurzem veröffentlichtes Manuskript mit mehr als 1000 bisher größtenteils unbekannten Melodien der traditionellen jüdischen Volksmusik Klezmer. Seit rund einem Jahr treffen sich Kunstschaffende sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen online, um die 850 Seiten Manuskripte zu entziffern und digitalisieren. Der YSW werde einer der ersten Orte sein, an dem man sich persönlich treffe, um diese Musik zu spielen, so Bern. «Das Publikum erlebt live, wie aus archivalischen Funden wieder gelebte jüdische Musikkultur wird.»

Der YSW hat als eine «Summerschool» angefangen und sich seitdem zu einer vieldimensionalen Kultur- und Bildungsinstitution entwickelt. Traditionell gehören zum YSW Sprachkurse, Workshops und Konzerte. Fast alle Workshops und viele Konzerte beschäftigen sich laut künstlerischer Leitung mit diesem Fund. Das Team freue sich auch, dass in diesem Jahr wieder internationale Projekte möglich sind.

In der Festival-Woche vom 3. bis 7. August soll etwa wieder das 40-köpfige Caravan Orchestra & Choir als Partnerschaftsprojekt mit der israelischen Universität Haifa und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar stattfinden. Zum ersten Mal sollen die New Yorker «Klezmatics» beim «YSW» auftreten. Auch wenn noch lange nicht alle in diesem Jahr nach Thüringen kommen können, sei das ein großer Gewinn.

Jiddische Kultur sei «Leben, Entwicklung, ein Streben nach immer Neuem und überbordende Kreativität», sagte Kurator Andreas Schmitges. Diesem Thema ein Festival zu widmen, sei vielleicht «nach fast anderthalb Jahren einer weltweiten Pandemie so notwendig wie nie».