Berlin. Werbung von Uhren scheint immer zur gleichen Uhrzeit gedreht zu werden. Oder was steckt dahinter, dass es immer zehn nach zehn ist?

Ob beim Fernsehen schauen, beim Scrollen auf Instagram oder beim Zeitung lesen – Werbung begegnet uns jeden Tag und überall. Häufig geht sie uns zwar auf die Nerven und wird nicht weiter beachtet, aber wenn man dann doch einmal genauer hinschaut, können plötzlich interessante Details ins Auge springen. Auffällig ist zum Beispiel, dass es in der Werbung immer gleich spät zu sein scheint: Alle Uhren auf Prospekten, in Werbespots und im Juweliergeschäft zeigen immer zehn nach zehn an. Was hat es mit dieser Uhrzeit auf sich?

Dass Werbung im Allgemeinen vor positiven Emotionen und glücklichen Menschen nur so strotzt, ist keine große Überraschung. Schließlich wollen Hersteller uns, den potentiellen Kundinnen und Kunden, suggerieren, dass ihr Produkt genau solche Gefühle in uns auslöst. Und diese Strategie verfolgt man daher auch mit dem Anzeigen der Uhrzeit zehn nach zehn. Denn die Zeigerstellung dieser Uhrzeit bildet ein breites V, das Marketing-Experten mit einem lachenden Smiley verbinden. Dieser soll beim Kunden positive Gefühle hervorrufen und somit den Kaufreiz verstärken, da glückliche Menschen eher zum Kauf neigen.

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Es ist fragwürdig, ob die Smiley-Strategie wirkt

Ursprünglich stammt die Idee dieses 10-nach-10-Smileys von der japanischen Uhrenfirma Seiko. Ob damals tatsächlich werbetaktische Gründe dahintersteckten oder ob es sich um rein kulturelle oder ästhetische Gründe handelte, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

Ein Wecker zeigt 10 nach 10 Uhr an.
Ein Wecker zeigt 10 nach 10 Uhr an. © Shutterstock

Es ist außerdem fraglich, ob die Strategie des zum Kauf antreibenden Smileys wirklich den erwünschten Erfolgt hat. Das zeigt eine Studie der Universität Jena aus dem Jahr 2007. Darin ließen Psychologie-Studentinnen und -Studenten 115 Testpersonen unterschiedliche Uhren, sowohl mit der 10-nach-10-Regel als auch mit der umgekehrten Zeigerstellung, also einem traurigen Smiley, auswählen. Das Ergebnis: Es wurde weder mehrheitlich zum „lächelnden“ noch zum „traurigen“ Smiley gegriffen. Die Theorie konnte daher nicht eindeutig bestätigt werden.

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Apple verfolgt eine andere Strategie

Gut möglich also, dass aus diesem Grund die zweite Theorie entstanden ist, mit der ebenfalls versucht wird, die zehn-nach-zehn Zeigerstellung zu erklären. Der Gedanke der hierbei verfolgt wird, ist ein ganz pragmatischer: Wenn die Zeiger auf zehn nach zehn stehen, verdecken sie weder das Logo der Herstellermarke noch andere Details wie etwa die Datumsanzeige.

Doch ob nun die eine oder die andere Theorie stimmt – es ist in jedem Fall auffällig, dass es eine Marke gibt, die sich an die zehn-nach-zehn-Regel nicht zu halten scheint: Apple zeigt auf seinen Uhren konsequent nicht die Uhrzeit zehn nach zehn, sondern 9:41 Uhr an.

Das erscheint in Anbetracht der erläuterten Theorien auf den ersten Blick zwar seltsam, aber natürlich gibt es auch dafür eine Erklärung: Wird ein neues IPhone vorgestellt, beginnt die Pressekonferenz grundsätzlich um neun Uhr. Gegen 9:40 wird dann das neue Handy enthüllt und ist der Welt somit ab circa 9:41 Uhr bekannt. Wenn alle Apple-Uhren immer auf 9:41 Uhr stehen, hat man also den Eindruck, man wäre bei der Vorstellung des neuen iPhones live dabei gewesen – oder zumindest ist das die Idee dahinter. (cla)

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