Berlin. Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere tausend Autos gestohlen. Meist geschieht dies in Großstädten. Tipps zum Schutz vor Autodieben.

Die Zahl der Autodiebstähle in Deutschland ist gestiegen. Das geht aus dem Bundeslagebild "Kfz-Kriminalität" des Bundeskriminalamtes (BKA) für das Jahr 2022 hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahr rund 14.600 Kraftfahrzeuge gestohlen und nicht wieder aufgefunden. Das sind 19,6 Prozent mehr als im Jahr 2021 (12.215 gestohlene Autos). Bei den zur Fahndung ausgeschriebenen Fahrzeugen stieg die Gesamtzahl sogar um 30,3 Prozent.

Das BKA geht davon aus, dass ein Großteil der Autodiebstähle von organisierten Gruppen begangen wird, die sich auf den Autodiebstahl, den Transport und den Handel mit dem Diebesgut konzentrieren. Wie kann man sich als Verbraucher vor solchen Langfingern schützen? Tipps zum Diebstahlschutz finden Sie hier.

In welchem Bundesland werden die meisten Autos gestohlen?

Betrachtet man die Anzahl der zugelassenen Pkw im Verhältnis zu den gemeldeten Diebstählen, so zeigt sich eine deutliche Häufung im Norden und Osten Deutschlands. Die mit Abstand höchste Diebstahlrate verzeichnet Berlin mit 3833 gestohlenen Pkw im Jahr 2022, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 3286 gestohlenen Pkw. Auch in Hamburg sind Diebe besonders aktiv – allerdings liegt Hamburg mit 971 Diebstählen deutlich hinter den Spitzenreitern. Das BKA geht davon aus, dass die Belastungszahlen in den nordöstlichen Ländern auf die kurzen Transportwege gestohlener Fahrzeuge in die östlich angrenzenden Staaten zurückzuführen sind.

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Autodiebstahl: Diese Modelle werden am häufigsten geklaut

Die Statistik zeigt auch, dass es die Diebe vor allem auf deutsche Premiumhersteller wie Audi (1614), Mercedes (1598) und BMW (1264) abgesehen haben. Die meisten Diebstähle gab es jedoch bei Volkswagen (2155), während Opel-Fahrer etwas ruhiger schlafen können. "VW hat den größten Marktanteil im Fahrzeugsegment und dominiert mit der Anzahl der Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 den Markt in Deutschland. Daher ist von einer entsprechenden quantitativen Verfügbarkeit solcher Fahrzeuge und damit von entsprechenden Tatgelegenheiten auszugehen", erklärt das BKA auf Anfrage.

Unter den am stärksten belasteten Herstellern (Diebstähle je 1000 kaskoversicherte Pkw) führt der Fahrzeughersteller Jeep (199) die Statistik an. Bei diesem Hersteller stieg die Belastungsquote laut BKA auf 65,8 Prozent. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden 120 Jeeps als gestohlen gemeldet.

Die Zahl der Autodiebstähle hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen. In Deutschland wurden im Jahr 2022 rund 14.600 Pkw gestohlen.
Die Zahl der Autodiebstähle hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen. In Deutschland wurden im Jahr 2022 rund 14.600 Pkw gestohlen. © dpa | Sebastian Kahnert

Diebstahl von Wohnmobilen steigt um fast 150 Prozent

Auch Diebstähle von größeren Fahrzeugen haben zugenommen. Bei Lastwagen und Wohnmobilen wurde innerhalb eines Jahres ein Anstieg von 148 Prozent auf 465 Fälle festgestellt. Darunter machen Wohnmobile, deren Aufbauten auf Fahrgestellen des Herstellers Fiat basieren, rund ein Drittel der Gesamtzahl aus.

"Ein Grund dafür ist, dass immer mehr solcher Fahrzeuge in Deutschland zugelassen werden – und die Wägen angesichts ihres hohen Werts ein besonders attraktives Diebesgut darstellen", erklärt das BKA. Da Wohnmobile meist im hochpreisigen Segment angesiedelt sind, führt der Diebstahl dieser Fahrzeuge auch zu entsprechend hohen Schadenssummen. 19.100 Euro wurden durchschnittlich pro Diebstahl gezahlt. Insgesamt verursachten Autodiebe im Jahr 2021 einen Schaden von knapp 187 Millionen Euro.

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Wie kann man sich vor Autodiebstahl schützen?

Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Weder Wegfahrsperre noch Zündunterbrecher oder Lenkradkrallen helfen, wenn das Auto einfach aufgeladen und weggeschleppt wird. Auch eine Garage ist kein Hindernis, wenn der Dieb bereit ist, in die Wohnung einzubrechen, um den Schlüssel zu stehlen. Da dieses Phänomen immer häufiger auftritt, hat sich der Begriff "Homejacking" etabliert. Dennoch bietet eine Garage immer noch mehr Schutz als die offene Straße.

Wer keinen abschließbaren Stellplatz besitzt oder mieten kann, sollte versuchen, sein Fahrzeug durch mechanische oder elektronische Sicherungen zu schützen, rät der ADAC.

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Mit einem elektronischen Sicherheitssystem das Auto vor Diebstahl schützen

Elektronische Wegfahrsperren sind seit 1998 in allen Neufahrzeugen vorgeschrieben. Die Wegfahrsperre aktiviert sich in der Regel automatisch nach dem Abschalten der Zündung und verhindert das Starten des Fahrzeugs, sofern es nicht mit dem passenden Schlüssel aktiviert wird. "Die Wegfahrsperre trägt zumindest dazu bei, die Dauer eines Autodiebstahls zu verlängern", erklärt das BKA. Eine Garantie ist sie allerdings nicht: Wird das Signal des Chips abgefangen, lässt sich leicht ein Nachschlüssel anfertigen. Umfassenden Schutz bieten Sicherheitssysteme und entsprechende Apps, die ein Geofencing ermöglichen. "Solche Systeme informieren den Autobesitzer über unerlaubte räumliche Bewegungen des Fahrzeugs", so das BKA.

Mit einem mechanischen Sicherungssystem das Fahrzeug vor Diebstahl schützen

Zu den bekanntesten mechanischen Sicherungen gehört das Lenkradschloss, das beim Abstellen des Fahrzeugs immer eingerastet sein sollte. Nach Angaben des BKA verlängert sich dadurch die Tatbegehungszeit, da die Täter nach dem Eindringen in das Fahrzeug noch das mechanische Schloss überwinden müssen. Eine zusätzliche Lenkradsperre soll ebenfalls das Lenken des Fahrzeugs unmöglich machen, ist aber deutlich stabiler und je nach Ausführung bereits ab 20 Euro zu haben. Gleiches gilt für eine Parkkralle, bei der ein massiver Bügel eines der Räder am Wegrollen hindert. Die BKA empfiehlt zudem sogenannte OBD-Saver, die einen unbefugten Zugriff auf die im Fahrzeug befindlichen Steuergeräte über die OBD-Box wirksam verhindern.

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Was kann ich noch gegen einen Autodiebstahl tun?

Die Polizei gibt allgemeine Hinweise zur Vorbeugung von Autodiebstählen und Einbrüchen. Hierfür hat sie einen bundesweiten Verhaltenskodex herausgegeben, der Punkte enthält, die bereits viel zur Diebstahlprävention beitragen können. Dazu gehört zum Beispiel, alle Fenster und Türen zu schließen und zu verriegeln sowie Wertgegenstände zu sichern. Mobile Navigationsgeräte können im Handschuhfach verstaut werden, um keinen Anreiz für einen Autodiebstahl zu bieten. Auch Autoradios können manchmal ausgebaut werden.

Weitere nützliche Tipps sind:

  • Bewahren Sie den Autoschlüssel immer sicher und nicht zu offen auf.
  • Bewahren Sie den Ersatzschlüssel nie im oder am Auto auf. Im Falle eines Diebstahls kann die Kfz-Versicherung die Leistung verweigern, weil Sie es den Dieben leicht gemacht haben.
  • Parken Sie hochwertige Autos nicht ungesichert, zum Beispiel im Carport oder auf der Straße, sondern in verschlossenen Garagen oder an belebten und gut beleuchteten Plätzen.

Ortung eines gestohlenen Autos mittels GPS

Dank GPS-Ortung kann ein gestohlenes Auto schnell und einfach wiedergefunden werden – so zumindest die Theorie. Autohersteller bauen GPS-Module in ihre Modelle ein und versuchen so, das Risiko eines Autodiebstahls für ihre Kunden zu verringern, erklärt das Infoportal "Bußgeldkatalog.org". Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Ein eingebautes GPS-Modul empfängt regelmäßig von Satelliten ausgestrahlte Signale, die die eigene Position wiedergeben. Aus den Signalen von mindestens vier verschiedenen Satelliten kann das Gerät seine Position bestimmen. Diesen sendet es wiederum an eine Kontrolleinheit – zum Beispiel an Ihr Smartphone oder an die Einheit des GPS-Ortungsanbieters.

Leider gilt auch bei der GPS-Ortung das Sprichwort "Schlaue Diebe sind immer einen Schritt voraus". Sowohl der Empfang der Satellitendaten als auch die Übertragung der Position an die Kontrollgeräte kann laut BKA gestört oder blockiert werden. Die Polizei und der ADAC weisen deshalb darauf hin, bei der Installation darauf zu achten, dass das Gerät unauffällig angebracht wird und dennoch Signale senden kann. Auch die Stromversorgung muss jederzeit gewährleistet sein.