Erhöhen Solaranlagen die Gefahr eines Blitzeinschlages im Haus? Wie kann man sich davor schützen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wenn ein Blitz in ein Gebäude einschlägt, kann das schwerwiegende Folgen haben. Im Extremfall sind nicht nur Brände, sonder auch eine Überspannung mit Schäden an elektrischen Geräten möglich. Zwar sind die meisten Häuser in Deutschland durch Blitzableiter oder Erdungen gut vor Blitzeinschlägen geschützt. Doch was ist mit Aufbauten auf dem Dach, zum Beispiel Solar- oder Photovoltaikanlagen? Erhöhen diese die Gefahr eines Einschlages? Und wenn ja: Was kann man dagegen tun? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Können Solaranlagen Blitze anziehen?

Laut Thomas Raphael vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) lautet die Antwort klar nein. Nur sehr hohe Objekte mit Metall wie etwa ein Fernsehturm, Kirchturm oder Industrieschornstein hätten eine "anziehende" Wirkung auf Blitze, erklärt er. Das bedeute, dass dort häufiger Blitze einschlagen als in der Umgebung.

"Ein Blitz bildet sich von der Gewitterwolke aus über viele Kilometer Richtung Erde aus. Ob ein bisschen Metall auf einem Hausdach ist oder nicht, interessiert den Blitz in Hinblick auf die 'Anziehung' nicht", so Raphael. Wenn ein Blitz sich aber einem Haus nähere, dann komme es vor Ort schon darauf an, was dort auf dem Dach ist. "Erfahrungsgemäß werden vor allem metallene Dachaufbauten wie Antennen, Schornsteine und eben auch Photovoltaikanlagen von Blitzen getroffen", führt der Experte fort.

Welchen Schaden kann ein Blitzeinschlag bei Solaranlagen anrichten?

Auch wenn Solaranlagen demnach Blitze nicht anziehen, so ist es dennoch nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Einschlag kommt. Ein solcher hat in der Regel erhebliche Folgen. Laut Raphael fließe bei einem direkten Blitzeinschlag kurzzeitig sehr viel Strom und gleichzeitig trete eine sehr hohe elektrische Spannung auf. "Diese beiden Effekte führen dazu, dass es zu Schäden bis hin zur Zerstörung der Photovoltaikanlage inklusive Wechselrichter kommen kann", so Raphael. Schutz bietet ein Blitzschutzsystem für das Gebäude, auf dem sich die Photovoltaik-Anlage befindet. Zudem sei prinzipiell ein Schutz nur des Wechselrichters möglich.

Der VDE unterscheidet dabei zwischen drei Arten und somit Folgeschäden des Blitzeinschlags:

  • Direkteinschläge: Schlägt ein Blitz direkt in die PV-Anlage ein, fließen hohe Strommengen in die Module. Die Folge: Die Module und die Anlage werden zerstört. Ein Brand des Gerätes ist ebenfalls möglich.
  • Indirekte Einschläge: Schlägt der Blitz in eine elektrische Versorgungsleitung ein, kann es zu Überspannungsschäden bei der PV-Anlage kommen.
  • Entfernte Einschläge: Schlägt der Blitz in einer Entfernung von bis zu 500 Metern ein und werden dadurch hohe magnetisches Felder erzeugt, kann es in elektrischen Installationsschleifen zu einer Überspannung kommen. Die Folge: Überspannungsschäden an der Solar-Anlage.

Was bringt ein Blitzschutz für Solaranlagen?

Blitzschutze umfassen laut dem VDE zwei Maßnahmen, die einander ergänzen und sowohl das Gebäude als auch die Photovoltaik-Anlage selbst daran oder darauf schützen würden:

  • Äußerer Blitzschutz: Ein äußerer Blitzschutz soll einen direkten Blitzeinschlag abfangen und den Blitzstrom ins Erdreich ableiten. Das Ableiten des Blitzstroms soll über mehrere Ableitungen um das Gebäude mit Solaranlage und die sogenannte Erdungsanlage erfolgen.
  • Innerer Blitzschutz: Dabei soll die Überspannungsgefahr im Gebäude gebannt werden. Das funktioniert über einen sogenannten Blitzschutz-Potentialausgleich. Dieser bewirkt, dass beim Blitzschlag keine unkontrollierten Überschläge in den Gebäudeinstallationen infolge des Spannungsfalls am Erdungswiderstand auftreten.
Solaranlagen ziehen Blitze zwar nicht an, so ist es dennoch nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Einschlag kommen könnte. Mit erheblichen Folgen.
Solaranlagen ziehen Blitze zwar nicht an, so ist es dennoch nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Einschlag kommen könnte. Mit erheblichen Folgen. © dpa

Muss ich meine Solaranlage gegen Unwetter versichern?

Besitzer müssen ihre Solar- oder PV-Anlage nicht zwingend versichern. Laut Raphael sind zwei Sichtweisen zu berücksichtigen:

  • Ist in einer bereits vorhandenen Wohngebäude- oder Hausratversicherung eine zusätzliche Photovoltaikanlage bereits eingeschlossen? Wenn nein, ist zu klären, ob durch die Photovoltaikanlage eine Ergänzung des Versicherungsvertrags notwendig wird.
  • Wenn seitens der Versicherung keine Notwendigkeit einer Versicherung gesehen wird, so ist es dem Betreiber der Photovoltaikanlage überlassen, ob er eine Versicherung abschließt oder nicht.