Berlin. Zeit seines Lebens hat der niederländische Prinz Bernhard eine NSDAP-Mitgliedschaft abgestritten. Nun wurde er der Lüge überführt.

Er war eine Persönlichkeit, die man wohlwollend als "schillernd" bezeichnen konnte. Bernhard Leopold Friedrich Eberhard Julius Kurt Karl Gottfried Peter, Graf zur Lippe-Biesterfeld (1911 -2004) entstammte einem thüringischen Adelsgeschlecht und brachte es zum Prinz der Niederlande, war Ehemann von Königin Juliana (1909-2004). Seine zeitweise Nähe zum Nationalsozialismus ist belegt, seine Mitgliedschaft in der NSDAP war immer mehr als nur ein Gerücht. Nun ist die braune Vergangenheit des deutschstämmigen Prinzgemahls endgültig bewiesen.

Ein Historiker habe im Königlichen Hausarchiv den originalen Mitgliedsausweis von Bernhard gefunden, berichtet die Tageszeitung NRC am Mittwoch. Flip Maarschalkerweerd war Direktor des Archivs und hat den Ausweis im Privatarchiv des aus Deutschland stammenden Prinzen entdeckt.

Prinz Bernhard bestritt Mitgliedschaft in der NSDAP

Die Interessenvertretung der jüdischen Gemeinschaft CIDI forderte die Regierung auf, eine ausführliche historische Untersuchung zur Vergangenheit von Bernhard anzuordnen. Alle Tatsachen müssten nun auf den Tisch, sagte die Direktorin Naomi Mestrum dem Radiosender NOS. "Es geht um die Glaubwürdigkeit der Niederlande und des Königshauses." Das Königshaus und Ministerpräsident Mark Rutte wollten vorerst nicht reagieren.

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Bis zu seinem Tod 2004 hatte Bernhard immer bestritten, der NSDAP angehört zu haben. Kurz nach seinem Tod erschien in der Zeitung "Volkskrant" ein Interview mit ihm. Darin lehnte sich der Prinzgemahl weit aus dem Fenster. "Ich kann mit der Hand auf der Bibel erklären: Ich war nie ein Nazi. Ich habe nie Mitgliedsbeiträge bezahlt, ich habe nie einen Mitgliedsausweis gehabt", erklärte Bernhard.

Der US-Oberbefehlshaber schickte ihm den NSDAP-Ausweis zu

Dabei hatten niederländische Historiker bereits 1996 eine Kopie von Bernhards NSDAP-Ausweis gefunden. Der Prinzgemahl bezeichnete ihn als Fälschung. Mit dem Fund des Originals ist Bernhard nun endgültig der Lüge überführt worden. Demnach trat er zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei und zahlte rund zwei Jahre lang Beiträge, bis er die niederländische Kronprinzessin Juliana kennen- und lieben lernte und die niederländische Staatsbürgerschaft annahm. Darüber hinaus war Bernhard Mitglied der Reiter-SS und des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK). Seine Mitgliedschaften in sämtlichen Nazi-Organisationen endeten mit dem Wechsel der Staatsbürgerschaft und der Heirat mit Juliana 1936.

Nach dem Überfall von Nazi-Deutschland auf die Niederlande 1940 gerierte sich Prinz Bernhard als Widerstandskämpfer, ging mit Juliana ins Exil nach Großbritannien und arbeitete für die Royal Air Force. Am Ende des Krieges wurde Bernhard von der damaligen Königin Wilhelmina zum Oberbefehlshaber der niederländischen Streitkräfte ernannt.

Sein NSDAP-Mitgliedsausweis fiel nach der deutschen Kapitulation den amerikanischen Besatzungsbehörden in die Hände. Lucius D. Clay, US-Oberbefehlshaber im besetzten Deutschland, schickte ihn dem "lieben Prinzen Bernhard" in die Niederlande. Warum dieser das verräterische Beweisstück nicht vernichtete, sondern in seinem Hausarchiv aufbewahrte, wo es nun gefunden wurde, blieb das Geheimnis des Prinzen aus Thüringen. (tok/dpa)

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