Berlin. Protest im Gastgeberland: Mehr als 1000 schwedische Künstler wollen nicht, dass Israel am Eurovision Song Contest 2024 teilnimmt.
Mehr als 1000 schwedische Künstlerinnen und Künstler haben die Europäische Rundfunkunion (EBU) aufgefordert, Israel vom diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) auszuschließen. Die Zeitung „Aftonbladet“ veröffentlichte am Montag einen offenen Brief, der unter anderem von den Musikerinnen Robyn und Fever Ray sowie dem Indie-Folk-Duo First Aid Kit unterzeichnet wurde.
Die Künstlerinnen und Künstler aus dem Gastgeberland des diesjährigen ESC kritisieren die Entscheidung der EBU, Israel am Wettbewerb teilnehmen zu lassen – trotz der „brutalen Kriegsführung in Gaza“, wie es in dem offenen Brief heißt.
Unter den Unterzeichnenden ist auch Musiker Eric Saade, der 2011 für Schweden zum ESC fuhr. Auch Malena Ernman sprach sich für einen Ausschluss aus. Die Opernsängerin vertrat Schweden 2009 beim Songcontest und ist die Mutter von Greta Thunberg.
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ESC 2024: Songcontest ist „unpolitisch“
Die Organisatoren des ESC hatten sich zuvor gegen Forderungen nach einem Ausschluss Israels gewehrt und auf den unpolitischen Charakter der Musikveranstaltung verwiesen. Die schwedischen Künstlerinnen und Künstler warfen der EBU nun vor, mit zweierlei Maß zu messen. Sie schreiben, dass sie von den Organisatoren erwarten, dass sie „konsequent gegen Länder vorgehen, die demokratische Werte und Menschenrechte verletzen.“
Sie wiesen in ihrem Brief darauf hin, dass nach dem Angriff Russlands auf die 2022 keine russischen Musiker am ESC teilnehmen dürften und 2021 Belarus wegen Verstößen gegen die Pressefreiheit die Teilnahme verweigert worden sei.
ESC 2024: Weitere skandinavische Länder wollen Israel-Ausschluss
Auch in anderen Ländern waren zuvor Stimmen laut geworden, Israel vom diesjährigen ESC auszuschließen. Das Land war vor allem wegen der Opfer unter der Zivilbevölkerung in Gaza in die Kritik geraten.
In Finnland haben 1300 Künstler den Fernsehsender YLE dazu aufgefordert, Einfluss auf den schwedischen Sender SVT auszuüben, um Israel von einer Teilnahme am ESC auszuschließen. Jesse Markin, Teilnehmer am finnischen ESC-Vorentscheid, hat bereits angekündigt, dass er nicht am ESC in Malmö teilnehmen wird, falls Israel zugelassen wird.
Island möchte gemeinsam mit dem Gewinner oder der Gewinnerin des Vorentscheides entscheiden, ob sie am Songcontest teilnehmen. Diese Entscheidung wird als spezielle Regelung für den palästinensischen Künstler Bashar Murad interpretiert, dem hohe Chancen auf einen Sieg in Island eingeräumt werden.
ESC 2024 findet in Schweden statt
Der 68. ESC findet in diesem Jahr in Schweden statt, nachdem die Sängerin Loreen mit dem Lied „Tattoo“ für das skandinavische Land
. Die EBU hatte Anfang Dezember eine Liste mit diesmal 37 teilnehmenden Rundfunkanstalten veröffentlicht – darunter auch KAN aus Israel.
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ari/dpa