Berlin. Sänger Isaak vertritt Deutschland beim ESC 2024 in Malmö, doch seine Chancen auf eine gute Platzierung sind gering. Was läuft falsch?

„Es ist hart, ein deutscher ESC-Fan zu sein.“ Diesen Satz kommentierte ein – mutmaßlicher – ESC-Fan kurz nach Ende des ESC-Vorentscheids „Das deutsche Finale 2024“ auf Instagram. Der Post darüber berichtete, dass der Sänger Isaak Deutschland beim Eurovision Song Contest in Malmö (Schweden) vertreten werde. Sein Beitrag: „Always On The Run“.

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Immer auf der Flucht also? Symbolisch könnte man diesen Titel auf Deutschland übertragen, denn seit langem flieht das Land mit wenigen Ausnahmen erfolgreich vor guten Platzierungen bei der größten Musikshow der Welt. Dass sich das in diesem Jahr ändert: unwahrscheinlich.

Isaak vertritt Deutschland beim ESC: Toller Künstler, schwacher Song

Das liegt nicht an Isaak: Der Sänger ist sympathisch und hat eine außergewöhnliche und tolle Stimme. Doch sein Beitrag dürfte beim Eurovision Song Contest, seit Jahren ein schrilles Spektakel, untergehen. Er ist eingängig, aber nicht besonders genug, um im direkten Vergleich mit 25 anderen Titeln zu bestehen. Passend dazu singt Isaak gleich zu Beginn des Lieds: „I am nothing but the average“, zu Deutsch: „Ich bin nichts weiter als Durchschnitt“.

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Für Isaak muss ein schlechtes Abschneiden kein Beinbruch sein: Malik Harris landete 2022 mit „Rockstars“ auf dem letzten Platz, sein Lied wurde in Deutschland dennoch zum Radio-Hit. Rückblickend bezeichnet er seinen Misserfolg beim ESC sogar als „Segen“. Ähnliches könnte man sich auch bei „Always On The Run“ vorstellen – das Potenzial ist durchaus da.

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Deutschlands ESC-Debakel: Wo liegen die Fehler?

Die Fehler sind viel mehr an anderer Stelle zu suchen. Allen voran beim NDR, der die Regeln für den ESC-Vorentscheid seit Jahren nach jedem Misserfolg ändert, schließlich aber doch die immer gleiche, mittelmäßig produzierte Sendung auf die Beine stellt. Zwar hatte man sich im vergangenen Jahr mit der Auswahl der Acts noch etwas getraut und auch außergewöhnliche Künstler ins Rennen geschickt. Von wirklicher Vielfalt war 2024 dann jedoch schon wieder nichts mehr zu sehen.

Martin Nefzger ist Online-Redakteur in der FUNKE Zentralredaktion.
Martin Nefzger ist Online-Redakteur in der FUNKE Zentralredaktion. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Zu kritisieren gäbe es beim NDR noch mehr, den schlechten Sendeplatz nach 22 Uhr etwa. Oder die Moderation von Barbara Schöneberger, die den Vorentscheid Jahr für Jahr zur „Barbara-Show“ macht, jeden Misserfolg schmerzlos wegmoderiert und schließlich immer wieder ein – ganz sicher live gesungenes – Liedchen schmettert. Doch die Schuld liegt auch bei den deutschen TV-Zuschauerinnen und -Zuschauern, die offenbar nicht verstehen wollen, was beim ESC gefragt ist: Einzigartigkeit. Entsprechende Beiträge hätte es im Vorentscheid durchaus gegeben, doch das Publikum entschied sich – ebenso wie die Fachjurys – für eingängigen Radio-Pop.

Am Ende können die leidgeprüften deutschen ESC-Fans nur auf eine Überraschung hoffen – die gab es beim Eurovision Song Contest schließlich schon oft genug. Sicher ist aber: Deutschland wird Letzter, mindestens!

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