Berlin. Mit einem Metalldetektoren gelingt einem jungen Dänen der Fund seines Lebens. Der kunstvolle Goldring hat eine königliche Bedeutung.

Es ist der Traum eines jeden mit Metalldetektoren ausgerüsteten Hobby-Archäologen. Während andere nur Kronkorken, Schrauben und anderen Schrott finden, hat ein junger Mann in Dänemark einen historischen Fund gemacht. Nahe der Gemeinde Emmerlev im Südwesten Jütlands schlug der Metalldetektor des 39-jährigen Lars Nielsen an. Was er aus der Erde ausgrub, konnte er selbst nicht glauben: einen Goldring mit einem Halbedelstein.

„Ich war so aufgeregt und überwältigt, dass ich kaum etwas sagen konnte, und das ist normalerweise nicht etwas, was mich auszeichnet, aber es ist ohne Zweifel mein bisher bester Fund“, zitiert ein Statement des dänischen Nationalmuseums Nielsen. „Einen so einzigartigen Fund zu machen, ist völlig surreal“, so Nielsen.

Der Goldring ist mit kunstvoll ausgeführten Spiralen und Kleeblattnoppen besetzt. Dieser Stil sei laut dem Statement besonders für die fränkische Handwerkskunst typisch. So könnte der Ring aus dem 5. bis 6. Jahrhundert auf ein bisher unbekanntes Fürstengeschlecht hindeuten, das enge Verbindungen zu einem damals mächtigen europäischen Königshaus hatte.

Goldring: Fürstengeschlecht hatte Verbindungen zum damaligen Machtzentrums Europas

Dem Museum zufolge könnte das Fürstenhaus Verbindungen zu den Merowingern gehabt haben. Die Merowinger waren das älteste Königsgeschlecht der Franken, die vom 5. Jahrhundert bis 751 n. Chr. über weite Teile Frankreichs, Belgien und Deutschland herrschte. Die Merowinger galten zu dieser Zeit als Großmacht. So soll die besondere Fertigung des ausgegrabenen Goldrings auch von der merowingischen Elite getragen worden sein, wie Kristine Pommergaard, Museumsinspektorin am Nationalmuseum, im Statement erklärte.

Der 39-jährige Lars Nielsen fand den Goldring mithilfe eines Metalldetektors im Südwesten Jütlands. Seiner Frau ließ er eine Replik anfertigen.
Der 39-jährige Lars Nielsen fand den Goldring mithilfe eines Metalldetektors im Südwesten Jütlands. Seiner Frau ließ er eine Replik anfertigen. © Ulrik Pedersen, Tøndermarsk Initiativet | Ulrik Pedersen TMI / privates Bild

„Der Goldring verrät nicht nur ein mögliches neues Fürstengeschlecht in Emmerlev, sondern verbindet die Gegend auch mit einem der größten Machtzentren Europas in der Eisenzeit“, fasst Pommergaard die Bedeutung zusammen. „Der Goldring ist wahrscheinlich ein Damenring und gehörte möglicherweise einer Prinzentochter, die in Emmerlev mit einem Prinzen verheiratet war.“ So sei Gold typischerweise ein diplomatisches Geschenk. Außerdem wisse man, dass Menschen zum Zweck von Bündnissen geheiratet haben.

Der Fund sei für das Land um das Wattenmeer einzigartig. „Die Merowinger waren daran interessiert, ein Netzwerk mit Familien und Einzelpersonen aufzubauen, die den Handel und die Ressourcen in einem Gebiet kontrollieren konnten“, sagte Pommergaard. Sie mutmaßt, dass die Fürsten den Handel in der Gegend für die Merowinger absichern sollten.

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Ring wurde nur 10 Kilometer entfernt von berühmten Goldhörnern gefunden

Dass der Goldring nicht einfach von einem Handelsreisenden zufällig verloren wurde, glauben die Archäologen aus zwei Gründen nicht. So wurden in der gleichen Gegend bereits weitere Objekte wie Münzen und Keramik gefunden, die auf eine merowingische Herkunft hindeuten. Und zweitens sei der Ring mit dem roten Halbedelstein ein bekanntes Machtsymbol in den nordischen Ländern. Er sollte also wahrscheinlich als genau das fungieren: ein Machtsymbol der Merowinger im Norden Europas.

Der Finder des Rings freut sich über dessen besondere Bedeutung. „Ich bin sehr stolz und fühle mich geehrt, zu einem Teil unserer gemeinsamen Geschichte auf lokaler und nationaler Ebene beitragen zu können“, sagte Lars Nielsen. Er ließ eine Replik des Ringes anfertigen, die er seiner Frau zu Weihnachten schenkte.

Der Goldring wurde nur 10 Kilometer vom Fundort der berühmten Goldhörner von Gallehus entdeckt. Die vielen großen Funde in der Gegend zeichnen das Bild einer Machtelite, die die Gegend seit Hunderten von Jahren beherrscht, heißt es im Statement.

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