Berlin. Archäologen sind im Südosten des Irans auf Jahrtausende alte Artefakte gestoßen. In einem Gefäß machten sie einen besonderen Fund.

Haben sich die Menschen vor 4000 Jahren geschminkt? Was galt damals als schön? Ein archäologischer Fund aus der Region Kerman im Südosten Irans könnte auf diese Fragen Antworten geben.

Unter zahlreichen Artefakten fanden Forscher in der Region ein rund 4000 Jahre altes, dünnes Stein-Gefäß, das mit einer roten Paste gefüllt war. Mithilfe von modernster Technik und Röntgenuntersuchungen konnten die Forscher die genaue Zusammensetzung des Inhalts herausfinden. Das Ergebnis: Die einzelnen Bestandteile ähneln stark der Rezeptur heutiger Lippenstifte.

Ihre Forschungsergebnisse publizierten die Archäologen jüngst im Fachjournal „Scientific Reports“. Dort heißt es, der Fund sei wahrscheinlich der älteste Lippenstift, der jemals dokumentiert wurde. Er bestehe aus Hämatit, Manganit und Braunit. Zudem weise er Spuren von Bleiglanz und Aglesit auf und sei mit weiteren pflanzlichen und organischen Substanzen vermischt.

Archäologie: Frühere Funde von Kosmetik unterscheiden sich

„Tatsächlich sind in Ägypten, Anatolien, Iran und Mesopotamien prähistorische Steinkrüge mit ähnlichen Substanzen weit verbreitet“, schreiben die Forscher. Allerdings handle es sich bei Kosmetika, wie sie bisher entdeckt wurden, meist um weiße oder helle Verbindungen – etwa für Grundierung oder Lidschatten. Zudem wurden zuvor schwarze „Eyeliner“ gefunden. Pigmente zum Färben der Lippen sind bislang eher selten.

Und noch eine weitere Erkenntnis haben die Forscher gewonnen. Sie stellten fest, dass Toten häufig Kosmetika mit ins Grab gegeben wurden. Das deute darauf hin, dass die Menschen offenbar davon ausgingen, dass die Toten im Jenseits noch Verwendung dafür finden würden – sie müssten demnach an ein körperliches Leben nach dem Tod geglaubt haben.

fmg