Berlin. Vor 50 Jahren triumphierte die Band ABBA beim Eurovision Song Contest mit „Waterloo“. So denkt Björn Ulvaeus heute über den Durchbruch.

Der Eurovision Song Contest (ESC) ist ein Sprungbrett zu Weltkarrieren. Den ultimativen Nachweis dafür erbrachte ABBA – vor nunmehr 50 Jahren. Am 6. April 1974 gewann die schwedische Popgruppe den ESC mit „Waterloo“.

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Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad gehören zu den kommerziell erfolgreichsten Künstlern weltweit. Sie dürften 350 bis 400 Millionen Tonträger verkauft haben – und tun es immer noch, obwohl sie seit über 30 Jahren geschiedene Leute sind, buchstäblich wie bildlich. Ihr letztes Konzert gaben sie Ende 1982.

Offiziell war die Trennung nur eine „Pause“, eine unendliche Geschichte. Ein Comeback gilt als unrealistisch. Sie ließen sich nicht mal dazu überreden, im Jubiläumsjahr und bei der diesjährigen ESC-Musikshow daheim im schwedischen Malmö aufzutreten.

„Ring, Ring“, kein Anschluss unter dieser Nummer

1974 war ihr Sieg ein „Jetzt-erst-recht“-Triumph. Ein Jahr zuvor, also 1973, waren sie beim schwedischen Vorentscheid mit „Ring Ring“ durchgefallen. Damals traten sie noch unter dem Namen Björn Benny & Agnetha Frida auf.

In Deutschland waren sie ziemlich unbekannt. In der Musiksendung Disco stellte Moderator Ilja Richter sie namentlich vor – und keiner bemerkte, dass Fältskog auf der Bühne fehlte. Sie war schwanger und ließ sich vertreten, was niemanden auffiel.

Raketenstart mit „Waterloo“

Nur ein Jahr später waren sie unverwechselbar: Nach dem Raketenstart mit „Waterloo“. Rückblickend sagte der inzwischen 78-Jährige Björn Ulvaeus der Deutschen Presse-Agentur zum ESC-Erfolg, „das war tatsächlich ausschlaggebend“.

Für die vier Schweden war der Erfolg beim Songcontest im südenglischen Seebad Brighton, „der einzige Weg nach draußen.“ Denn damals sei ein internationaler Durchbruch sehr schwer gewesen, erinnert sich Ulvaeus.

Björn Ulvaeus (l-r), Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson im Jahr 2022.
Björn Ulvaeus (l-r), Agnetha Fältskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson im Jahr 2022. © DPA Images | Ian West

Unter den 17 Künstlern beim 19. ESC stach der Beitrag aus Schweden zwar musikalisch heraus, aber ein Selbstläufer war der Sieg nicht. Erst kurz vor Schluss stand ABBA mit 24 Punkten als Sieger fest, knapp vor Italien. Von der deutschen Jury bekamen sie zwei Punkte.

Stikkan Andersson zog die Strippen

Für „Waterloo“ und den ESC-Sieg vor 50 Jahren gilt „The Winner takes its all“, eines ihrer Songs. Die übrigen Teilnehmer sind weithin in Vergessenheit geraten. Der Mythos lebt. Sei es im ABBA-Museum in Stockholm, für Fans ein Wallfahrtsort, sei es in einem Film, sei es in den Solokarrieren, sei es auch mit einem Musical und in der Avatar-Show. Eines sprudelte immer: „Money, Money, Money“. Die Fans sind ewig dankbar, „Thank you for the Music“, noch so ein Hit.

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Oft wird vergessen, wie wichtig für die Band ein Mann im Hintergrund war: Stikkan Andersson, Manager und Strippenzieher. Er dachte sich den griffige Namen aus, indem er mit den Initialen der Bandmitglieder spielte; er war der Antreiber, der auf den ESC setzte, und er war bei „Waterloo“ auch als Texter tätig.

Dirigent im Napoleonkostüm

Womöglich hatte er auch den Einfall, dass Dirigent Sven-Olof Walldoff im Brighton Dome passend zum Titel des Songs im Napoleon-Kostüm erschien. Auch wenn ABBA heute die Inszenierung herunterspielt („Es gab nicht viel Vorbereitung“), hat Andersson alle Register gezogen. Die Gruppe setzte Maßstäbe in Sachen Show und Vermarktung.

ABBA in Brighton: ESC-Erfolg brachte den Durchbruch.
ABBA in Brighton: ESC-Erfolg brachte den Durchbruch. © DPA Images | Pressenbild

Das Ende zeichnete sich ab, als sich erst Fältskog und Ulvaeus im Juli 1980 und nicht mal ein Jahr später Lyngstad und Andersson sich scheiden ließen. Erst gingen die Ehen zu Bruch, dann die Band. „Mama Mia“. Und so erlebte auch ABBA – ein Waterloo.

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