Weimar/Nordhausen. Thüringen erinnert an die Befreiung der NS-Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 79 Jahren. Eine Reihe von Veranstaltungen ist geplant.

Gedenkfeiern, Zeitzeugengespräche, thematische Lagerrundgänge, Erinnerungsbäume: Mit einer Reihe von Veranstaltungen erinnern die KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora an die Befreiung der Konzentrationslager in Thüringen vor 79 Jahren. Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr die Erinnerung an die Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Zu den Veranstaltungen werden auch elf Überlebende der Lager aus Israel, Belarus, Frankreich, Polen, Rumänien, den USA und Deutschland erwartet. Sie hatten die Lagerbefreiung als Kinder und Jugendliche erlebt. Den Auftakt macht am Donnerstag, 11. April, ein stilles Gedenken in der Gedenkstätte Buchenwald, wo am Sonntag, 14. April, auch die zentrale Gedenkfeier geplant ist.

Am 11. April 1945 hatten US-Truppen das KZ Buchenwald bei Weimar erreicht. SS-Kommandeure und Wachleute hatten sich bereits abgesetzt, bewaffnete Häftlinge hatten das Lagertor übernommen. Auch das KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen wurde an diesem Tag durch US-Truppen befreit. Zuvor waren Zehntausende Häftlinge beider Lager von der SS auf sogenannte Todesmärsche geschickt worden, die viele nicht überlebten.

Am Sonntag Gedenken in Buchenwald, am Montag in Mittelbau-Dora

Überschattet wird das Gedenken 2024 von der Kontroverse über die am Donnerstag, dem Tag der KZ-Befreiung, geplante TV-Debatte zwischen den Thüringer Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Mario Voigt (CDU) und Björn Höcke (AfD). Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, hatte dies mehrfach kritisiert. Der AfD-Landesverband wird vom Thüringer Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.

Zu der zentralen Gedenkfeier am Sonntag, 14. April, in Buchenwald werden die KZ-Überlebenden Naftali Fürst, der Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos ist, und Raymond Renaud erwartet. Traditionell werden Angehörige ehemaliger Häftlinge reden, eine Ansprache soll auch die Kulturdirektorin der Stadt Paris, Aurélie Filippetti, halten. Am Montag, 15. April, folgt die Gedenkfeier im ehemaligen KZ Mittelbau-Dora.

Wieder Pflanzung von Gedenkbäumen

In Nohra bei Weimar sollen zur Erinnerung an das Leiden der KZ-Häftlinge außerdem Gedenkbäume gepflanzt werden – als Teil der Aktion „1000 Buchen“, die 1999 vom Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda ins Leben gerufen worden war. Zuletzt hatten wiederholt Zerstörungen oder Beschädigungen von Gedenkbäumen für Empörung gesorgt.

In das KZ Buchenwald und seine mehr als 130 Außenlager hatten die Nationalsozialisten seit dem Sommer 1937 mehr als eine Viertelmillion Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche aus 50 Ländern verschleppt. 56.000 Menschen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten, durch Zwangsarbeit oder medizinische Experimente. Die Befreiung erlebten noch 21.000 Menschen.

In dem 1943 zunächst als Buchenwald-Außenlager gegründeten KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen mussten rund 60.000 Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Adolf Hitlers „Wunderwaffen“ bauen: die vom Physiker Wernher von Braun entwickelten Raketen V1 und V2. Mindestens jeder dritte Häftling überlebte das Martyrium in dem Stollen im Südharz nicht.

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