Berlin. Ein 30-Jähriger raste letztes Jahr in eine Schulklasse auf dem Kurfürstendamm. Eine Lehrerin starb. Jetzt fiel in Berlin das Urteil.

Der Amokfahrer vom Kurfürstendamm soll dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen werden. Das entschied das Berliner Landgericht in einem Urteil vom Freitag. Der 30-Jährige Fahrer war vor zehn Monaten in eine Schulklasse gerast. Dabei wurde eine 51-Jährige Lehrerin getötet.

Das Berliner Landgericht verhandelte in einem sogenannten Sicherungsverfahren den Vorwurf des Mordes sowie den Vorwurf des versuchten Mordes in 16 Fällen. Der Angeklagte Gor H. leidet an paranoider Schizophrenie und ist damit laut Urteil schuldunfähig.

H. wurde nach der Amokfahrt noch am Tatort festgenommen und vorläufig in der Psychiatrie untergebracht, in die er dem Urteil zufolge nun dauerhaft kommen soll. Damit folgte das Gericht den Forderungen der Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Der Verteidiger von H. betont, dem nicht nicht entgegentreten zu wollen.

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Richter zur Amokfahrt: "Fassunglos machende Katastrophe"

Am 8. Juni fuhr H. in der Nähe der Gedächtniskirche mit einem Auto in eine Schulklasse aus Bad Arolsen in Hessen. Auch andere Passanten wurden von dem Auto erfasst. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft rutschte die 51-Jährige Lehrerin der Klasse als einzige nach vorn unter das Auto und kam so zu Tode. Außerdem wurden 16 Menschen schwer oder sogar lebensgefährlich verletzt.

Bei der Urteilsverkündung am Freitag bezeichnete der Vorsitzende Richter Thomas Groß die Tat als "fassungslos machende Katastrophe". H. soll sich während eines akuten psychotischen Schubs dazu entschlossen haben, von der Fahrbahn abzuweichen, fasst Richter Groß die Beweisaufnahme zusammen. Anschließend sei er „zielgerichtet und durchgängig ungebremst“ über den Bürgersteig gefahren.

Laut einem Gutachten leide H. seit über zehn Jahren an paranoider Schizophrenie. Die benötigten Medikamente, um einen Schub zu vermeiden, soll er jedoch vor der Tat nicht regelmäßig eingenommen haben. H. äußerte sich dazu nicht. Auch nutzte er nicht die Gelegenheit für ein sogenanntes letztes Wort. Er schwieg während des Verfahrens.

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Amokfahrt auf dem Ku'damm: Opfer wurden Meter mitgeschliffen

Am Tattag war H. mit dem Wagen seiner Schwester von der Wohnung aus, in der er mit dieser und der Mutter lebte, zum Kurfürstendamm gefahren. Dort hielt er nach Angaben der Staatsanwaltschaft zuerst noch ganz normal an einer Ampel, fuhr dann aber „bewusst und kontrolliert“ auf den Gehweg, wo er stark beschleunigte und ein Tempo von 60 Stundenkilometern erreichte.

Einige der Opfer schleifte er einige Meter mit sich, so auch die getötete Lehrerin. Erst im Schaufenster eines Geschäfts kam der Wagen zum Stehen, wo H. von Passanten festgehalten und der Polizei übergeben wurde. (os/afp/dpa)