Hamburg. “Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga könnte die Nachfolgerin von Anne Will werden. Erfahrung im Rampenlicht hat sie sicherlich genug.

Mehr kann man als Moderatorin im deutschen Fernsehen nicht erreichen. Caren Miosga (54), eines der Gesichter der ARD-"Tagesthemen", soll den Polit-Talk von Anne Will am Sonntagabend übernehmen. Man sei "in Gesprächen" über die Nachfolge, teilte der federführende NDR mit. Für den Job sollte Miosga mehr als gewachsen sein – Erfahrungen im Rampenlicht hat sie schließlich en masse.

Seit 2007 moderiert Miosga die "Tagesthemen"

Der ARD-Sonntagabend ist eine Art immaterielles Kulturgut nationaler Bedeutung, immer noch, trotz Netflix und Co. "Tatort", Polit-Talk und "Tagesthemen" – das ist für Millionen Deutsche nach wie vor ein gesetztes Programm zum Wochenausklang und Vorlagen-Lieferant für Smalltalk am Montag bei der Arbeit.

Mit staatstragenden Sendungen kennt Miosga sich aus. 38 Jahre alt war sie, als sie zum ersten Mal die "Tagesthemen" verlas, mit einer Meldung über den neuen Airbus-Chef Thomas Enders. Der hat seinen Posten inzwischen geräumt. "Es fühlt sich auch übrigens gar nicht so lang an. Wenn es das Jubiläum nicht gäbe, hätte ich eher angenommen, ich mache das so seit sieben, acht Jahren", sagte sie der Süddeutschen Zeitung in einem Interview zum 15. Jahrestag. Inzwischen ist Miosga so lange im Amt der altehrwürdigen Nachrichtensendung wie niemand sonst – länger sogar als Ulrich Wickert.

Caren Miosga war Schlagersängerin

Miosga, verheiratet mit einem Mediziner, zwei Kinder, wirkt nahbar. Sie stammt aus Peine, ihr Vater war Maurer. Neben dem Studium (Geschichte, Slawistik) jobbte sie als Reiseleiterin in Russland und als Schlagersängerin (!). Beide Jobs kommen ihr heute zugute. Bei Russland-Kentnissen liegt es auf der Hand. Dank der Bühnenerfahrung weiß sie, dass es beim Singen und Moderieren von Vorteil für die Intonation ist, zu stehen.

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Presse lobte damals "unverfälschte Weiblichkeit"

2007 wurde die erste Ausgabe "Tagesthemen" mit Miosga ausgestrahlt. Die Stellung ihrer Mundwinkel und Augenbrauen wurde am nächsten Tag in der Presse diskutiert. Der "Spiegel" erfreute sich an ihrer "unverfälschten Weiblichkeit" und daran, dass sie "ganz entzückend mit großen runden Augen" geblinzelt hätte.

Dabei war schon 1998 eine ehemalige Stewardess gegen den Glaubenssatz angetreten, dass Frauen bitte nur Lifestyle- und höchstens Kulturmagazine moderieren sollen: Sabine Christiansen. Eine Frau, die eine Talkshow nach sich selbst benennt, das kannte man bis da nur von Nachmittags-Trash-Formaten der Privatsender. Doch Christiansen empfing Bill Clinton, Bill Gates, Kofi Annan oder Angela Merkel.

Zunächst war sie Zynismus und Häme ausgesetzt, sie galt mal als "die Unpolitische", mal als "Politarena-Domina" – und bald als zu mächtig. CDU-Politiker Friedrich Merz zeterte: "Diese Sendung bestimmt die politische Agenda in Deutschland mittlerweile mehr als der deutsche Bundestag."

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Wird sie die Nachfolgerin von Anne Will?

Wie diese Redaktion erfuhr arbeitet die ARD derzeit an einem neuen Konzept des Polit-Talks "Anne Will", das die Diskussionsthemen breiter fassen soll. "Darin wird der politische Talk weiterhin eine wichtige Rolle spielen", so eine Sprecherin. Auch wenn die Entscheidung angeblich noch nicht gefallen ist, gilt Miosga bei Insidern als gesetzt – gemeinhin informiert die ARD nicht über interne Auswahlprozesse.

Anne Will führt seit durch den Sonntagstalk im Ersten.
Anne Will führt seit durch den Sonntagstalk im Ersten. © dpa

Der Vertrag mit Will läuft zum Jahresende aus. Im Januar gab die Moderatorin bekannt, ihn nicht verlängern zu wollen, um sich anderen Aufgaben zu widmen. Es ist bereits dass zweite Mal, dass Miosga Nachfolgerin der 57-Jährigen wird: 2007 löste sie Will bei den "Tagesthemen" ab.

Wer auf Miosgas "Tagesthemen"-Stehplatz nachrückt? Laut "Bild" ist Jessy Wellmer die Favoritin. Die 43-Jährige gehört zum Moderationsteam der "Sportschau".