Berlin. Chogan, das Parfümunternehmen, ist sowohl bei Käufern als auch bei Parfüm-Influencern beliebt. Doch ist das Geschäftsmodell legal?

In Deutschland beläuft sich der Markt für Parfüm auf rund 1,3 Milliarden Euro. Dabei zeichnet sich eine bemerkenswerte Entwicklung ab: Ein wachsender Teil des Umsatzes wird online generiert.

Parfum-Influencerinnen und -Influencer sind mittlerweile ein weitverbreitetes Phänomen in den sozialen Medien. Diese Influencer haben oft eine große Anhängerschaft und nutzen ihre Reichweite, um Produkte zu bewerben und zu empfehlen. Eine solche Gruppe von Influencern ist das Chogan Network, das für seine preiswerten Duftprodukte bekannt ist.

Was steckt hinter Chogan?

Chogan Network ist ein italienisches Unternehmen, das Parfüms und Kosmetika vertreibt. Es wurde 2016 gegründet und hat seitdem vor allem in Europa und Südamerika schnell an Popularität gewonnen. Nach eigenen Angaben ist es das Ziel des Unternehmens, qualitativ hochwertige Produkte zu erschwinglichen Preisen anzubieten und gleichzeitig eine Möglichkeit zu schaffen, mit dem Verkauf dieser Produkte Geld zu verdienen. Das Chogan Network bedient sich dabei des Systems des Multi-Level-Marketing (MLM), das auch als Network-Marketing oder Strukturvertrieb bezeichnet wird.

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    Was ist das Multi-Level-Marketing-Geschäftsmodell?

    Das Chogan Network nutzt nach eigenen Angaben das klassische MLM-Geschäftsmodell für den Vertrieb von Parfümproben. Das bedeutet, dass Chogan von seinen Vertriebspartnern verlangt, dass sie die Produkte zunächst mit eigenem Geld kaufen und dann an ihre eigenen Kunden weiterverkaufen. Ferner haben die Vertriebspartner die Möglichkeit, weitere Vertriebspartner zu werben und von deren Umsätzen zu profitieren.

    Obwohl das MLM-Modell von einigen als problematisch angesehen wird, ist es ein legales Geschäftsmodell, das von vielen Unternehmen genutzt wird. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Integrität von MLM-Unternehmen, da einige als Schneeballsysteme betrachtet werden können, bei denen der Schwerpunkt eher auf der Anwerbung von Vertriebspartnern als auf dem Verkauf von Produkten liegt.

    Jeremy Fragrance wurde durch Parfüm-Empfehlungen in sozialen Netzwerken berühmt. Zunehmend verkaufen sich Düfte über das Internet.
    Jeremy Fragrance wurde durch Parfüm-Empfehlungen in sozialen Netzwerken berühmt. Zunehmend verkaufen sich Düfte über das Internet. © dpa | Rolf Vennenbernd

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    Wie funktioniert der Verkauf für Parfum-Influencer?

    Im Detail funktioniert das System wie folgt: Die Influencer zahlen einmalig 120 bis 130 Euro und erhalten dafür ein Handwerkszeug - einen Duftkoffer mit rund 130 Duftproben, fünf Produktkataloge und Backoffice. Danach gilt: Die Influencer verdienen ihr Honorar direkt am Produktverkauf mit einer profitablen Handelsmarge von 50 Prozent und am Umsatz des eigenen Team-Vertriebsnetzes.

    Dafür müssen die Influencer die Düfte an Endkunden in ganz Europa verkaufen, laut Unternehmen vorzugsweise über Partyverkäufe, Facebook, Instagram oder TikTok. Außerdem sollen sie die Mitgliedschaft im Team immer wieder bewerben.

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    Warum sind die Parfüme von Chogan so billig?

    Die Verkäufer werben damit, dass die Düfte von Chogan den Originalen von Dior, Chanel und Co. nachempfunden sind und noch intensiver riechen, allerdings zu einem Bruchteil des Originalpreises. Chogan kauft seine Düfte nach eigenen Angaben direkt beim Hersteller und Farbrikanten Fragworld in Frankreich und verarbeitet sie in Italien weiter.

    Fragworld soll nach internen Angaben Weltmarktführer in der Kreation und Herstellung von Duftessenzen sein. Durch den Verzicht auf große Marketingbudgets und teure Flakons können die Preise für die Kunden extrem niedrig gehalten werden. So zahlen die Konsumenten teilweise nur 1/5 des Originalpreises.

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    Zulässige Formen des Multi-Level-Marketings in Deutschland

    In Deutschland sind bestimmte Formen des Multi-Level-Marketings zulässig, wenn sie nicht gegen Nr. 14 des Anhangs zu § 3 Abs. 3 UWG verstoßen. Das Heißt: Wenn nicht der Eindruck erweckt wird, dass die Vergütung ausschließlich oder überwiegend dadurch erzielt wird, dass dem System weitere Teilnehmer zugeführt werden.

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    Chogan: Legales oder illegales Geschäftssystem?

    Obwohl die Firma Chogan eine breite Palette von Parfüm- und Schönheitsprodukten anbietet, die von ihren Vertriebspartnern verkauft werden können, und eine klare Vergütungsstruktur mit Schulungen auf Anfrage hat, erfolgt der Vertrieb hauptsächlich über private Partys, ähnlich den Tubber-Partys. In diesem Fall ist es schwierig nachzuvollziehen, ob das vorrangige Ziel darin besteht, Produkte zu verkaufen oder die Zahl der Teilnehmer am System zu erhöhen.

    Ebenso berichten viele TikTok-Nutzer, dass sie, wenn sie sich an Chogan-Berater wenden, zwar Informationen über das Produkt erhalten, aber häufig auch angeworben werden. Zwei anonyme Quellen gaben ebenfalls an, auf einer Party angeworben worden zu sein, wollten aber aus Sicherheitsgründen keine weiteren Informationen preisgeben und lehnten ein ausführlicheres Interview ab.

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    Fragwürdige Merkmale der Firma Chogan und Fragworld

    Es gibt mehr als fünf Websites, auf denen man sich als Chogan-Verkäufer bewerben kann. Überall findet man nur positive Rückmeldungen der Verkäufer: Chogan biete ihnen die Freiheit, selbständig zu eigenen Bedingungen zu arbeiten. Kritik findet sich im Internet selten. Der angebliche Weltmarktführer Fragworld hat weder einen genauen Firmensitz noch eine auskunftsfähige Telefonnummer. Auch die Mitarbeiterzahl liegt laut dem B2B-Portal Europages nur zwischen 11 und 50, was für einen Weltmarktführer sehr wenig erscheint.

    Interessenten, die Vertriebspartner von Chogan werden wollen, ist daher zu raten, sich gründlich über das Geschäftsmodell zu informieren und auch die rechtlichen Rahmenbedingungen in ihrem Land genau zu prüfen. Es kann auch hilfreich sein, die Erfahrungen anderer Vertriebspartner oder unabhängiger Experten einzuholen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. (ew)

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