Hurghada. Hai-Angriffe sind selten, aber sie passieren. Ein Experte kennt mögliche Gründe – und erklärt, wie man sich die Tiere vom Leib hält.

Ein gut besuchter Strand im ägyptischen Badeort Hurghada. Ein junger Mann geht ins Wasser, schwimmt hinaus, gar nicht weit. Aber weit genug, um in die Fänge eines Hais zu geraten. Der Mann schreit um Hilfe, Menschen eilen herbei. Ein Boot versucht noch, den Schwimmer zu erreichen – zu spät. Am Donnerstagabend vermeldet das ägyptische Umweltministerium den Tod des 23-Jährigen.

Das Schicksal des jungen Mannes sorgt für Entsetzen. In Onlinediensten kursieren Bilder und Videos, die angeblich den Angriff zeigen – darin ist ein Mensch zu sehen, der versucht, dem Raubfisch zu entkommen. Ein Strandbesucher sagte gegenüber „Daily Mail“: „Der Hai hat den Mann direkt vor meinen Augen gefressen, das Mädchen konnte entkommen. Er hat die Attacke abbekommen.“ Bei der jungen Frau soll es sich um die Freundin des 23-Jährigen gehandelt haben. Auch dessen Vater, nach dem der junge Mann verzweifelt gerufen habe, habe die Attacke mitansehen müssen.

Wie die russischen Behörden am Freitag bestätigten, handelt es sich bei dem Opfer um einen jungen Russen, der in Ägypten lebte. Der Strand, an dem sich das Unglück ereignete, liegt unweit des Flughafens von Hurghada. Das ägyptische Umweltministerium sperrte einen rund 75 Kilometer langen Küstenabschnitt entlang der Angriffsstelle ab. Bis Sonntag sind Schwimmen, Schnorcheln und andere Urlaubsvergnügungen hier verboten.

Hai-Attacke in Ägypten: Kadaver im Wasser könnten Hai angelockt haben

Unterdessen die Nachricht: Der Hai wurde eingefangen. Was genau passiert ist, wolle man nun untersuchen. Das Tier habe jedenfalls „auffälliges Verhalten“ gezeigt, das zu der Attacke geführt haben soll. Eine mögliche Erklärung, die bereits kurz nach dem Unglück in den Medien kursierte: Tierkadaver, achtlos ins Meer geworfen von Viehhändlern. Sie sollen den Hai angelockt haben.

An solche Fälle erinnert sich auch Hai-Forscher Simon Weigmann vom Elasmobranch Research Laboratory Hamburg: „Wenn Kadaver im Meer entsorgt werden, können auch Haie an die Küsten gelockt werden, die eigentlich sonst in tieferen Gewässern leben.“ Die Tiere, so der Experte, können hervorragend riechen und auch aus größerer Distanz von Blut angezogen werden.

Die meisten Hai-Attacken beruhen laut Weigmann auf einer Verwechslung: Der Hai hält den Menschen etwa für eine Robbe. „Wenn es dann zum Angriff kommt“, so der Forscher, „beißt der Hai meist nur einmal zu – ein sogenannter Test-Biss, bevor er merkt, dass es sich in seiner Beute geirrt hat.“ Die meisten Menschen, die bei einer Hai-Attacke ums Leben kommen, sterben demnach eher am Schock oder am Blutverlust als am Biss des Hais.

Experte: „Haie mache nicht gezielt Jagd auf Menschen“

„Ein Hai-Angriff mit Todesfolge ist ein furchtbares Ereignis, aber nichtsdestotrotz extrem selten“, so Weigmann weiter. Im Schnitt werden pro Jahr weniger als ein Dutzend tödliche Hai-Angriffe auf Menschen weltweit verzeichnet. In Fall des getöteten 23-Jährigen war es ein Tigerhai. Die Tiere können bis zu sieben Meter lang werden und kommen auch in Küstengebieten vor. Tigerhaie gelten als die Allesfresser unter den Haien: Sie fressen nicht nur Fisch, auch Vögel oder Schildkröten fallen in ihr Beuteschema – aber keinesfalls Menschen.

Fakten zum Tigerhai 
Wissenschaftlicher NameGaleocerdo cuvier
GrößeDurchschnittlich 3-4,2 Meter, max. bis 7,5 Meter
GewichtDurchschnittlich 385-635 kg, max. bis 1.400 kg
LebensraumTropische und gemäßigte Meere weltweit
Besondere MerkmaleDunkle Streifen auf der Haut ähnlich wie bei einem Tiger, breiter Kopf und spitze Nase

„Haie kommen nicht an Strände, um gezielt Jagd auf Menschen zu machen“, wie Simon Weigmann betont. Was, wenn man aber doch einem begegnet? Wegschwimmen ist vergebens – schnelle Bewegungen und Platschen könnten das Tier gar zum Angriff animieren. „Man sollte versuchen, ruhig zu bleiben, sich im Wasser möglichst groß machen und aufrecht zu positionieren, außerdem dem Hai möglichst stets fixieren“, empfiehlt der Forscher. Wenn es dennoch zum Angriff kommt, kann man versuchen, dem Hai eins auf die Nase zu geben. „Was in Filmen gern gezeigt wird, hat tatsächlich einen gewissen Wahrheitsgehalt, denn die Schnauze des Hais ist sehr empfindlich.“ Eine garantierte Hai-Abwehrmethode gibt es aber laut Weigmann natürlich nicht.

Das Rote Meer ist ein beliebtes Reiseziel, auch für deutsche Urlauber. Angriffe von Haien sind dort eigentlich selten. Vereinzelt kommt es aber zu tödlichen Attacken. Im Sommer vergangenen Jahres wurden zwei Frauen, darunter eine Österreicherin, bei einem Hai-Angriff getötet. vor fünf Jahren starb ein Tourist aus Tschechien, 2015 ein Deutscher. Angst vorm bösen Hai muss dennoch niemand haben: „Haie gibt es sogar im Mittelmeer“, gibt Simon Weigmann zu bedenken. „Die Wahrscheinlichkeit, einem zu begegnen, ist gering – die eines Angriffs noch geringer.“ mit dpa

Häufige Fragen und Antworten zu Hai-Angriffen: Wie oft finden Hai-Angriffe statt?

Weltweit werden jährlich etwa 80 bis 100 Fälle von Hai-Interaktionen gemeldet. Davon gelten nur einige als ernsthafte Angriffe, die zu Verletzungen oder gar Todesfällen führen.

Welche Haiarten sind am häufigsten an Angriffen beteiligt?

Antwort: Weiße Haie, Tigerhaie und Bullenhaie sind die drei Arten, die am häufigsten mit Hai-Angriffen auf Menschen in Verbindung gebracht werden.

Was sind die Gründe für einen Hai-Angriff?

Hai-Angriffe können verschiedene Ursachen haben. Oft geschehen sie, weil der Hai ein menschliches Objekt mit seiner natürlichen Beute verwechselt.

Wie kann man das Risiko eines Hai-Angriffs minimieren?

Man kann das Risiko minimieren, indem man gewisse Sicherheitsmaßnahmen beachtet, wie z.B. das Vermeiden von Gewässern, in denen Haie bekanntermaßen leben, und das Vermeiden von Schwimmen bei Dämmerung, Nacht oder Morgengrauen.

Gibt es Orte, die für Hai-Angriffe bekannt sind?

Es gibt bestimmte Gebiete, in denen Hai-Angriffe häufiger auftreten, wie z.B. die Küste von Western Australia, die Küstenregionen von Südafrika, Kalifornien und Florida in den USA.

Welche Auswirkungen hat die Hai-Angriffs-Berichterstattung in den Medien?

Die Berichterstattung über Hai-Angriffe kann zu einer verzerrten Wahrnehmung der tatsächlichen Risiken führen. Obwohl diese Ereignisse selten sind, erzeugen sie oft intensive Medienaufmerksamkeit und können zu irrationalen Ängsten beitragen.

Wie verhält man sich richtig, wenn man einem Hai im Wasser begegnet?

Falls Sie einem Hai begegnen, sollten Sie ruhig bleiben und sich langsam zurückziehen. Plötzliche Bewegungen oder Fluchtversuche können den Hai provozieren. (day/bekö/dpa/afp)