Berlin . Heidi Klum wird 50. Das frühere Topmodel spaltet die Meinungen. Ein bisschen stolz darf man sein auf sie: Ihr Erfolg ist international.

Als der Autor dieser Zeilen im vergangenen Spätsommer nach 14 Flugstunden in San Francisco landete und schlaflos durch die US-Programme zappte, war Heidi Klum gerade zu Gast bei Jimmy Fallon, dem derzeit größten Talkmaster der USA. In seiner „Tonight Show“ hat Madonna schon einmal für Stargast Barack Obama gesungen und Tom Cruise mit einem Football Glasscheiben eingeworfen – dies hier nur, um die Größenordnung der Gäste zu verdeutlichen.

Klum spielte mit Fallon und weiteren Gästen ein Nonsens-Quiz, war in bester Spiellaune, locker, witzig und selbstbewusst, als sei sie bei einem privaten Spieleabend und nicht in einer Liveshow in den USA. So, als sei es das Normalste der Welt, dort zu sitzen und als gehöre sie nirgendwo anders hin als in das Abendprogramm eines neun Zeitzonen entfernten Landes.

So „deutsch“ gibt sich Heidi in den US-Medien

Nicht schlecht für die Tochter eines Chemiefacharbeiters aus Bergisch Gladbach. Am 1. Juni wird Klum 50 Jahre alt. Seit etwa 25 Jahren ist sie ein Star in den USA und dem Rest der Welt, seit einem Cover auf der Zeitschrift „Sports Illustrated“. Sie ist unsere Frau in Hollywood, ohne zu schauspielern, so bitter das für alle ist, die sich abmühen, dort Fuß zu fassen.

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Heidi auf dem Cover der "Bikini"-Ausgabe des Magazins "Sports-Illustrated" im Jahr 1998. © dpa

Keine Prominente aus Deutschland ist dort so bekannt wie das ehemalige Topmodel. Sicher, Daniel Brühl spielt gute Rollen, aber ist er ein Star? Diane Kruger betont in jedem Interview, dass sie ja schon als Teenager nach Paris ausgewandert ist.

Klum dagegen baut ihre deutsche Identität in ihr Image ein. Mit ihrer unbeirrbar gutlaunigen „Anything goes“-Attitüde hat sie ihre sonnige Wahlheimat Kalifornien verinnerlicht, aber in rheinisch-rustikaler Version. Sie feiert neben Halloween weiterhin Karneval, filmt sich beim Schweinhaxen-Schmaus in einem Münchener Traditionslokal und hat keine Berührungsängste mit Zoten. Ob sie ihre Brüste Hans und Franz nennt oder bei Oprah Winfrey das „Paket“ ihres damaligen Ehemanns Seal preist – die Amis staunen und finden es „hilarious“.

GNTM: Die Show geht mit der Zeit – und Heidi wird trotzdem geächtet

Die Deutschen nicht so sehr. Klum wird hier unter „Trash“ verordnet. Daran ist sie nicht unbeteiligt. Seit 2006 drillt sei ihre „Meeehdchen“ in „Germany’s Next Topmodel“ (aktuelle Staffel donnerstags auf Pro7): Junge Frauen werdend dort zur menschlichen Ware, müssen sich absurden „Challenges“ stellen. „Genieße es, du wirst so schnell keine Schlangen mehr auf dir haben“, ruft sie da einer angstschweißnassen Kandidatin zu. Einige Äußerungen der Model-Dompteuse zu Gewicht oder Aussehen ihrer Schutzbefohlenen in den ersten Staffeln waren verantwortungslos.

Doch Klum hat ihre Lektion gelernt, mit der ihr eigenen Ganz-oder-gar-nicht-Einstellung hat sie ihre Show für ältere oder weniger dünne Kandidatinnen, für Women of Color und Transgender geöffnet. Doch während ihre Castingshow-Kollegen wie Stinkstiefel Joachim Llambi („Let’s Dance“) oder Fäkal-Pöbler Dieter Bohlen („DSDS“) mit allem durchkommen, wird Klum zum neuen Antichristen und für jeden nicht leer gegessenen Teller verantwortlich gemacht.

Heidi Klum war von 1999 bis 2010 ein
Heidi Klum war von 1999 bis 2010 ein "Victoria's Secret"-Engel. © Sygma via Getty Images

Schließlich aber vermittelt sie ihre Botschaft auch in jene schlecht beleuchteten Ecken der Gesellschaft, in die Politiker, Lehrer oder Bildungsbürger immer so schlecht kommen: „Jeder kann es packen. Aber von nix kommt nix.“

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Heidi Klum: Erster Auftritt bei Thomas Gottschalk in der Sendung

Klum wurde selbst nichts geschenkt. Nachdem sie 1992 einen von Thomas Gottschalk moderierten Modelwettbewerb bei RTL gewonnen hatte, wollte sie niemand haben. Mitte der 90er-Jahren waren blässliche, dürre Grunge-Models wie Kate Moss gefragt. Doch sie blieb dran – und setzte sich durch. In die Haute Couture schaffte sie es nie.

Screenshot von Heidi Klums erstem TV-Auftritt bei Gottschalks Sendung
Screenshot von Heidi Klums erstem TV-Auftritt bei Gottschalks Sendung "Model '92". © RTL

„Ich kenne sie nicht. Claudia (Schiffer) kennt sie auch nicht. Die war nie in Paris. Die kennen wir hier nicht“, lästerte Karl Lagerfeld einst. Klum zuckte mit den Schultern. Dafür war sie in Hollywood. Die Castingshow „Projcet Runway“ in den USA war ihr erster TV-Erfolg.

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Heidi Klum und ihre Männer: Von Flavio Briatore bis Tom Kaulitz

Auch ihr Liebesleben war nie langweilig. Geschmacklich ist sie breit aufgestellt: Red Hot Chili Pepper Anthony Kiedis, Formel-1-Millionär Flavio Briatore, Kunsthändler Vito Schnabel, ein Bodyguard. Ihre erste Ehe mit dem Friseur Ric Pipino hielt fünf Jahre. Ihre zweite Ehe mit dem britischen Sänger Seal war besonders in den USA ein Vorstoß: Verbindungen zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe gab es damals so gut wie nicht.

Model Heidi Klum und ihr damaliger Freund Formel-1-Manager Flavio Briatore sind an ihrem 30. Geburtstag beim Formel-1-Rennen in Monaco.
Model Heidi Klum und ihr damaliger Freund Formel-1-Manager Flavio Briatore sind an ihrem 30. Geburtstag beim Formel-1-Rennen in Monaco. © dpa

Ehemann Nr. 3, Tokio-Hotel-Musiker Tom Kaulitz, ist 17 Jahre jünger. Auf Instagram zelebriert die vierfache Mutter, dass sie mit ihm viel Spaß hat, derzeit in Südfrankreich, und dass ihre Figur nach wie vor makellos ist. Muss man nicht mögen. Aber nur kein Neid!

Heidi und ihr 17 Jahre jüngerer Ehemann Tom Kaulitz gaben sich 2019 das Ja-Wort.
Heidi und ihr 17 Jahre jüngerer Ehemann Tom Kaulitz gaben sich 2019 das Ja-Wort. © AFP

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