Berlin. Ein toter Urlauber soll tagelang im Kühlschrank eines Kreuzfahrtschiffes aufbewahrt worden sein. Seine Familie klagt auf Schadenersatz.

Kreuzfahrt mit Grusel-Faktor: Die Leiche eines Passagiers der Kreuzfahrtgesellschaft Celebrity Cruises soll angeblich sechs Tage lang in einem Getränke-Kühlschrank aufbewart worden sein. Das geht aus einer Zivilklage hervor, die am Mittwoch am Bundesgericht Florida eingereicht wurde und über die der "Buisness Insider" berichtet. Die unsachgemäße Lagerung soll zu einer schnelleren Verwesung des Körpers geführt haben, sodass keine Beerdigung am offenen Sarg stattfinden konnte. Die Familie des Verstorbenen verklagt die Gesellschaft nun auf eine Million US-Dollar.

Statt Puerto Rico: Leiche sollte zurück nach Florida

Ein 78-jährige Urlauber verstarb an Bord der Celebrity Equinox an einem Herzinfarkt. Das Schiff war zu der Zeit auf der Karibik unterwegs. Der Körper des Verstorbenen hätte eigentlich in einer Leichenkammer des Schiffes aufbewahrt werden sollen, bis das Schiff in Florida ankommt. Da auf Kreuzfahrtschiffen Todesfälle häufig vorkommen, sind diese gesetzlich dazu verpflichtet, solche speziellen Kühlraume an Bord zu haben.

Unter normalen Bedingungen können sie Leichen wochenlang aufbewahren, ohne dass diese verwesen. Nur: Die Leichenkammer des Schiffes war offenbar nicht funktionsfähig – was der Witwe verschwiegen worden sein soll. Lesen Sie auch: Kreuzfahrtschiffe – Warum das Abwracken der Giga-Kähne boomt

Alternativ hätte die Ehefrau den Körper beim nächsten Zwischenstopp in Puerto Rico von Bord bringen können, was sie wegen zu hoher Kosten abgelehnte. Außerdem habe ihr das Schiffspersonal gesagt, dass die puertoricanischen Behörden auf eine Autopsie bestehen könnten, was die Rückführung der Leiche verzögern könnte. So entschied sie sich dafür, die Fahrt bis nach Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida fortzusetzen. Dort wartete aber eine böse Überraschung auf die Trauernde.

Leiche soll im Kühlschrank aufbewahrt worden sein

Als Bestatter in Fort Lauderdale in Florida den Körper aus der Leichenkammer holen wollten, konnten sie ihn dort nicht finden. Stattdessen sei er in einem Sack auf dem Boden eines für Getränke vorgesehenen Kühlschrank gefunden worden.

Doch dieser Kühlschrank habe nicht die ausreichende Temperatur gehabt, um die Leiche vor der Verwesung zu bewahren. Es sei „sofort klar“ gewesen, dass der Körper „fortgeschrittene Zersetzung“ aufwies, heißt es in der Klage. Auch interessant: Überfall auf Kreuzfahrt – Tourist aus Deutschland getötet

Familie musste auf offene Sarg-Beerdigung verzichten

Wegen des schlechten Zustands der Leiche habe die Familie keine Beerdigung am offenem Sarg abhalten können. "Es war ein langjähriger Familienbrauch und Wunsch der Familie", steht in der Klage.

Die Familie wirft Celebrity Cruises vor, "rücksichtslos, vorsätzlich und mutwillig und ohne Rücksicht auf den geliebten Menschen der Familie" gehandelt zu haben, indem versäumt wurde sicherzustellen, dass die Leichenkammer funktionsfähig ist und die Überreste angemessen gelagert werden. Sie argumentiert: Hätte Celebrity Cruises die funktionsunfähige Leichenhalle kommuniziert, wäre die Witwe in Puerto Rico von Bord gegangen – und hätte dem Verstorbenen eine angemessene letzte Ehre erweisen können. (ari)