Erfurt/Gotha. Der Koordinierungsstab Coronavirus des Landes hat zum fünften Mal getagt. Die Lage ist ernster als im Januar – aber vor Panik wird gewarnt.

Ein Land ohne Regierung, aber vor einer Coronavirus-Welle? Frank Schenker, Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums, beruhigt sofort: „Wir arbeiten weiter präventiv.“ Bedeutet: Nach wie vor gibt es in Thüringen keinen bestätigten Fall des neuartigen Coronavirus. Gleichwohl: Die Maßnahmen der Prävention sind deutlich verschärft worden. Am Donnerstag hat der sogenannte Koordinierungsstab des Gesundheitsministeriums – beteiligt ist hier auch das Innenministerium – bereits zum fünften Mal getagt.

Staatssekretärin: Lage muss neu bewertet werden

Staatssekretärin Ines Feierabend (Linke) – sie leitet gerade die Geschicke des Hauses, weil es nach der Ministerpräsidentenwahl am 5. Februar kein Kabinett gibt – sagt nach einem Gespräch mit dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten Thomas L. Kemmerich (FDP): „Nach den Entwicklungen der letzten Tage muss die Lage insgesamt neu bewertet werden.“

Coronavirus: Verlauf und Meldekette
Coronavirus: Verlauf und Meldekette © dpa

Das heißt: Im Vergleich zum Januar ist einiges passiert. In Thüringen treten gehäufter Verdachtsfälle auf und die bestätigten Fälle sind insgesamt dichter an den Freistaat herangerückt. Nicht immer kann zudem die Infektionskette nachvollzogen werden.

Verdachtsfälle in Gotha bestätigen sich nicht

Unterdessen ist klar, dass sich drei Verdachtsfälle auf eine Coronavirus-Infektion im Landkreis Gotha am Donnerstag nicht bestätigt haben. Das Kreisgesundheitsamt teilte mit, es habe in dieser Woche drei Verdachtsfälle auf Corona-Infektionen testen lassen. „Sämtliche Tests sind negativ ausgefallen, das jüngste Ergebnis wurde vor wenigen Minuten mitgeteilt“, sagte Kreissprecher Adrian Weber. Darüber hinaus sei niemand offiziell unter Quarantäne gestellt worden. Aus der Gothaer Arbeitsagentur hatte es zuvor geheißen, man habe eine Mitarbeiterin nach Hause geschickt, nachdem ihr Sohn mit verdächtigen Symptomen aus einem Krisengebiet in Italien zurückgekehrt ist.

Derweil bleibt die Gemeindeverwaltung von Ichtershausen (Ilm-Kreis wegen eines Verdachtsfalls in der nahen Verwandtschaft einer Mitarbeiterin am Freitag geschlossen. Das bestätigte am Donnerstagabend Uwe Möller (CDU), Bürgermeister des Amtes Wachsenburg.

Niedergelassene Ärzte rüsten sich

Die in Thüringen niedergelassenen Ärzte rüsten sich indes für den möglichen Fall eines größeren Ausbruchs von Erkrankungen durch das neuartige Coronavirus. Bei einer hohen Zahl von Infizierten sei es denkbar, dass ein zusätzlicher Hausbesuchsdienst aufgebaut werden müsse, sagte die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Annette Rommel. „Wir arbeiten an einem Konzept für einen solchen Fall.“

Unterdessen weiten die deutschen Behörden die Vorkehrungen zur Eindämmung des neuen Coronavirus aus. Für Reisende aus zusätzlichen Ländern sollen Meldepflichten und Informationsangebote kommen, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag nach ersten Beratungen eines neu eingerichteten Krisenstabs der Bundesregierung mitteilten. Am Freitag soll das Gremium erneut tagen und sich mit möglichen Schutzkriterien für Großveranstaltungen wie Messen befassen. Im Blick steht auch die Verfügbarkeit von Schutzausrüstung wie Masken und Spezialanzügen. Spahn sagte, es gehe weiterhin darum, das „Ausbruchsgeschehen“ in Deutschland zu verlangsamen. Auch Seehofer erläuterte, die Lage habe sich verschärft.

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Coronavirus-Infektionen am Donnerstag auf 20 angestiegen. Auch in Baden-Württemberg haben sich vier weitere Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Damit stieg die Zahl der bestätigten Infektionen in dem Bundesland auf acht. Am Abend wurde auch aus Bayern ein weiterer Fall gemeldet. (mit dpa)

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