Weimar/Ilmenau. Es gibt bereits gute Erfahrungen mit Sonntagsöffnungszeiten in Bibliotheken. In den meisten Büchereien gibt es dafür allerdings zu wenig Personal.

Anders als wissenschaftlichen Bibliotheken, Museen und Theatern war es in Nordrhein-Westfalen öffentlichen Bibliotheken nicht gestattet, sonntags zu öffnen. Jetzt wurde die rechtliche Möglichkeit geschaffen, das zu ändern. Der Thüringer Bibliotheksverband findet die Idee ebenso gut wie der Deutsche Bibliotheksverband insgesamt.

Milena Pfafferott, die dem Thüringer Verband vorsteht, gibt jedoch zu bedenken, dass derzeit die Sonntagsöffnung der Stadtbibliotheken im Freistaat vielerorts personell und finanziell nicht stemmbar wäre. „Wir begrüßen das Gesetz in Nordrhein-Westfalen grundsätzlich, weil es öffentlichen Bibliotheken ermöglicht, neue Zielgruppen zu erreichen oder neue Angebote für ihre bereits aktive Nutzerschaft zu gestalten.“ Die Rahmenbedingungen in Thüringen lassen das aber kaum zu: So sind 212 der 264 öffentlichen Bibliotheken mit höchstens einer Personalstelle besetzt. Nur sechs Stadtbibliotheken haben mehr als zehn Mitarbeitende.

Wenige Sonntagsöffnungszeiten gibt es im Freistaat bereits: so in der Stadt- und Kreisbibliothek Sömmerda und in einer Gemeindebibliothek. „Beide Bibliotheken haben damit gute Erfahrungen gemacht: Beispielsweise mehr Besucher, die sich gern und länger in der Bibliothek aufhalten“, erklärt Pfafferott. Das gehe aber zulasten der Öffnung an anderen Wochentagen. „Um Bibliotheken, ähnlich wie etwa in Dänemark, als Self-Service-Bibliotheken zu betreiben, fehlt schlicht die technische Infrastruktur“, so Pfafferott. Der Landesverband sei „ausdrücklich bereit, an einem landesweiten Prozess mitzuwirken, der auf eine Möglichkeit der Sonntagsöffnung mit gleichzeitiger Verbesserung der personellen und technischen Rahmenbedingungen abzielt“, sagt sie.