Fabian Klaus über die Angleichung der Ost-Renten und das Problem der Altersarmut.

Die Ost-Rente steigt wieder stärker als die West-Rente. Eine Angleichung rückt, wie von der schwarz-roten Koalition gewollt, in greifbare Nähe. Ein weiterer Schritt, die deutsche Einheit zu vollziehen – so wird und wurde bei denen gejubelt, die für diesen geschichtsträchtigen Coup fast drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung die Lorbeeren erhalten wollen.

Selbst wenn in Ost und West die Berechnung der Rente irgendwann identisch stattfindet und, rein hypothetisch, 30 Euro einen Rentenpunkt bedeuten – die jetzt schon sichtbare Altersarmut bekämpft das nicht.

Solange Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, als Rentner flaschensammelnd durch die Stadt ziehen müssen, läuft in diesem Land etwas schief. Die Grundrente, auf die man sich in Berlin nach wie vor nicht geeinigt hat, sollte dieses Problem lösen – die SPD hat ein heilbringendes Konzept, die CSU einen eigenen Rentenschutzschirm erfunden.

Solange aber jeder fünfte Rentner in Deutschland von Armut bedroht ist, tragen Jubel-Arien über Angleichungsmodelle wenig bis nichts zur Befriedung bei, weil sie sich lediglich in der Filterblase des politischen Berlins abspielen.

Der Ausweg aus dieser Blase reicht oftmals nicht bis in die hauptstädtische Fußgängerzone oder in eine andere größere Stadt. Egal ob Ost oder West – dort lassen sich Menschen beobachten, die von Rentenerhöhung und der Ost-West-Angleichung profitieren sollen. Wie sie erniedrigt in jeden Mülleimer schauen, um Flaschen zu sammeln und damit die Rente um ein paar Euro aufzubessern. Das ist das Armutszeugnis eines reichen Landes – und kein Ausdruck eines Konzeptes.

f.klaus@tlz.de