Verhütungsmittel sind kein Lifestyleprodukt. Von Sibylle Göbel.

Wenn das Geld knapp ist, sparen Frauen zuallererst bei sich selbst – und an so essenziellen Dingen wie sicheren Verhütungsmitteln. Denn die sind teuer: Eine Dreimonatsspritze kostet um die 30, eine Spirale bis zu 400 Euro. Wie das Empfängerinnen von Sozialleistungen mit dem Regelsatz von nicht einmal 17 Euro monatlich finanzieren sollen, der auch noch für die nicht verschreibungspflichtigen Arznei- und Heilmittel vorgesehen ist, bleibt ein Rätsel. Und der Gedanke, dass Frauen mit schmalem Geldbeutel monatlich eine Summe für die Verhütung zurücklegen, völlig lebensfremd. Spielraum für eine selbstbestimmte Verhütung sieht anders aus.

Dabei verhindert die konsequente Anwendung von Verhütungsmitteln ungewollte Schwangerschaften ebenso wie Schwangerschaftsabbrüche. Pille & Co. sind kein Lifestyleprodukt, sondern für die sexuelle Gesundheit unabdingbar. Deshalb begrüßen auch Mediziner den Vorschlag von Linken und Grünen, Einkommensschwachen Verhütungsmittel als Kassenleistung zu ermöglichen.

Dass die Kassen das kritisch sehen, weil Verhütungsmittel aus ihrer Sicht versicherungsfremde Leistungen sind, verwundert nicht. Den Bund darf das nicht davon abhalten zu handeln – und zwar unabhängig davon, was die Auswertung des Modellprojekts „biko“ ergibt. Denn auch wenn es in Thüringen rege in Anspruch genommen wird, so zeigen doch die bisherigen Gesamtzahlen, dass es nur einen verschwindend kleinen Teil der einkommensschwachen Frauen erreicht. Und dass der Zugang zur passgenauen kostenlosen Verhütung noch unbürokratischer gestaltet werden muss.

s.goebel@tlz.de

Modellprojekt für kostenfreie Verhütungsmittel läuft in Thüringen aus