Sybille Göbel über Naturschützer und Forstleute im Dauerstreit.

Volker Düssel hat keine Scheu davor, die Debatte um nutzungsfreie Wälder neu zu befeuern. Verständlich: Der Forstfachmann, der nach der Wende nach Thüringen kam und hier Aufbauhilfe leistete, ist Ruheständler. Er muss daher nicht befürchten, sich mit einer öffentlichen Äußerung den Unmut seiner Dienstherrin zuzuziehen. Forstministerin Birgit Keller (Linke) stellt sich zwar in der Regel hinter die Forstleute, sie sitzt aber auch auf einer Regierungsbank mit Umweltministerin Anja Siegesmund. Und der Grünen sind naturgemäß die Interessen von Naturschutz- und Umweltverbänden näher als die des Clusters Holz und Forst.

Es ist nachvollziehbar, dass es die Forstwirtschaft wurmt, dass ihre Arbeit immer häufiger mit Argwohn beäugt und ihr ein nur auf kurzfristigen Gewinn ausgelegter Raubbau der Wälder unterstellt wird. Schließlich gäbe es ohne Förster überhaupt keinen Wald, wie wir ihn heute kennen. Dazu kommt: Der Begriff der Nachhaltigkeit ist seinem Ursprung nach ein forstwirtschaftlicher Begriff, 1713 von Hans Carl von Carlowitz geprägt. Kein Wunder also, dass sich die Forstleute als die „wahren Grünen“ empfinden.

Letztlich aber werden sie mit dem Kompromiss, der zur Waldwildnis in Thüringen gefunden wurde, leben müssen. Denn auch die Argumente der Naturschutzverbände sind nicht bloß großtönende Phrasen, gespeist aus Unkenntnis.

Die Frage ist, ob ein Ressortzuschnitt, der den Wald in Thüringen in die Zuständigkeit von zwei Ministerien bringt, nicht völlig falsch war. Denn was nützt es, wenn die Atmosphäre eisig bleibt, Wald und Naturschutz aber doch nur als Ganzes zu denken sind.

s.goebel@tlz.de

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