Sibyllle Göbel über die jährlichen Proteste wegen der Abi-Aufgaben.

Die Kritik an zu anspruchsvollen Abi-Aufgaben hat allmählich etwas von „Täglich grüßt das Murmeltier“. Denn seit vor einigen Jahren zum ersten Mal Unmut laut wurde, gibt es auch in Thüringen mit schöner Regelmäßigkeit Beschwerden über das Examen: mal ist es zu textlastig, mal zu umfangreich, mal zu kompliziert. Irgendwas ist immer.

Nun war es zwar im Frühjahr 2016 tatsächlich so, dass im Mathe-Abi jene Schüler das Nachsehen hatten, die zuvor im Unterricht von ihren Lehrern nicht hinreichend im Umgang mit den neuen Cas-Taschenrechnern fit gemacht worden waren. Zum Beispiel, weil es die Lehrer versäumt hatten, an Fortbildungen des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung teilzunehmen – was dann wirklich ärgerlich war. Aber das waren Einzelfälle. Und es ist eben nicht so, dass die Aufgabenkommissionen es darauf anlegen, den Prüflingen das Leben besonders schwer zu machen. Beim Mathe-Abi prüfen außerdem noch einmal Mathematikdidaktiker der Uni Jena und Thüringer Lehrer die Aufgaben, auf dass am Ende wirklich sicher ist: Das ist lösbar. Außerdem: Eine Abi-Prüfung ist nun einmal kein Spaziergang.

Wer beim Examen nicht ins Schwimmen kommen will und kein Naturtalent ist, der muss sich eben auf den Hosenboden setzen. Und auch freitags zur Schule gehen – ohne Wenn und Aber. Vielleicht erdet aber auch einmal ein Blick in andere Bereiche: In Erfurt schreiben heute und morgen zum Beispiel Azubis in den kaufmännischen Berufen ihre Prüfungen. Und die haben noch kein einziges Mal protestiert.