Nils R. Kawig zieht die große Bilanz dieser Landesregierung.

Fünf Jahre Rot-Rot-Grün haben wenig geändert: Der Freistaat Thüringen existiert noch; es ist keine autonome Bergrepublik entstanden. Der Wirtschaft geht es gut. Und selbst der Schuldenstand ist um eine Milliarde Euro gesunken. Je nachdem, ob man sich eher dem linken oder dem rechten Lager zuordnet, kann man das als Erfolg dieser Landesregierung verkaufen oder behaupten, sie habe nur von positiven äußeren Einflüssen profitiert.

Fakt ist: Der erste deutsche Ministerpräsident mit Linke-Parteibuch hat seine Koalition zusammengehalten. Und Fakt ist auch: Bodo Ramelow hat sich dabei zum beliebten Landesvater entwickelt.

Könnten ihn die Thüringer direkt wählen, würde Ramelow seine Mitbewerber um Längen schlagen. Wer hätte das gedacht, als sich vor fünf Jahren Widerstände gegen die Bildung einer rot-rot-grünen Landesregierung regten? Hier sei nur daran erinnert, wie schwer sich Grüne und Sozialdemokraten damit taten, in eine Linkskoalition ­einzutreten. Von wirtschaftlichen Vor­behalten ganz zu schweigen.

Fünf Jahre später hat sich das Land trotzdem verändert – weit weniger wegen politischer Experimente, obwohl sich Rot-Rot-Grün an der geplanten Kreisgebietsreform verhoben hat. Vielmehr lastet ein Klima des Misstrauens auf dieser Gesellschaft. Sie ist politisch gespalten: Die meisten Bürger fühlen sich von Parteien beider Ränder gut vertreten; ehemalige Volksparteien schrumpfen. Ob sich das unter einer künftigen Landesregierung ändern wird? Wohl kaum.