Sibylle Göbel zum Lehrergehalt fürSeiteneinsteiger.

Eine kleine Grundschule in Nordthüringen: Die neue Kollegin, die dort seit Schuljahresbeginn arbeitet, stand vorher noch nie vor einer Klasse. Trotzdem plante das Schulamt sie sofort mit vollem Stundenumfang ein. Die Schulleitung hat dabei Bauchschmerzen: Denn wie soll die neue Kollegin quasi nebenbei das pädagogisch-didaktische Rüstzeug erwerben – sofern sie überhaupt durchhält und nicht wegen des Lärmpegels oder der Arbeitsbelastung bald schon das Handtuch wirft?

Das ist nicht nur an dieser kleinen Grundschule die Frage, sondern an etlichen Thüringer Bildungseinrichtungen. Haben in diesem Jahr doch mehr als 100 Seiteneinsteiger an den Schulen des Freistaats ihren Dienst begonnen – so viele wie noch nie. Und fast alle wurden ins kalte Wasser geworfen.

Doch auch wenn das für sie eine riesige Herausforderung bedeutet, ist es richtig, ihnen nur in Ausnahmefällen vom Start weg das gleiche Gehalt zu zahlen wie klassisch ausgebildeten Berufsanfängern. Der personelle Notstand darf nämlich nicht dazu verleiden, keinen Unterschied mehr zu machen. Das würde nicht nur das Ansehen der anspruchsvollen Lehrerausbildung schmälern und klassisch ausgebildete Lehrer demotivieren. Es würde auch diejenigen eines Anreizes berauben, die die Befähigung zum Lehramt erst noch zum Ziel haben. Wer das erreicht hat, muss einfach besser gestellt sein als der, der erst noch Lehrer werden will.

Doch so, wie sich das Land dringend Gedanken darüber machen muss, wie es mit Seiteneinsteigern nicht einfach nur Löcher stopft, muss es auch mehr Klarheit im Wirrwarr um die Bezahlung von Seiten- und Quereinsteigern schaffen. Und sich obendrein mit der Frage beschäftigen, wie der Schuldienst etwa für Leute aus der freien Wirtschaft attraktiv sein kann, wenn es das Gehalt nicht in gleichem Maße ist.

Seiteneinsteiger im Lehrerberuf bekommen oft weniger