Nils R. Kawig kommentiert Kemmerichs Fehlerkultur.

Achtung, auf der Autobahn kommt Ihnen ein Falschfahrer entgegen! – Was einer? Nein, Tausende.

So wie in diesem alten Witz muss sich Thomas Kemmerich vorkommen, seitdem er verzweifelt versucht, die Deutungshoheit über seine kurze Amtszeit als Thüringer Ministerpräsident zurückzugewinnen. Offensichtlich erkennt er nach wie vor keinen Fehler bei sich selbst – oder gibt diesen öffentlich nicht zu – und nimmt stattdessen die anderen „demokratischen Parteien“ in Mithaftung. Die seien nach der Wahl am 5. Februar mit der Situation falsch umgegangen, meint der FDP-Politiker und präsentiert sich damit im denkbar schlechtesten Licht.

Sollte er diese Form der Vergangenheitsbewältigung ernst meinen, scheint ihm sein politischer Spürsinn abhanden gekommen zu sein. Möglicherweise wird er aber auch schlecht beraten.

Nachvollziehbar ist, dass Thomas Kemmerich um seinen Ruf kämpfen will und es ihn wurmt, „Ministerpräsident von Höckes Gnaden“ genannt zu werden. Aber das lässt sich nicht dadurch heilen, jetzt den Finger auf andere Parteien zu richten. Zumal Kemmerich verkennt, wie die anderen das Wahldebakel aufgearbeitet haben, allen voran die CDU. Deren langjähriger Vorsitzender, Mike Mohring, hat auf Landesebene nichts mehr zu melden.

Mittlerweile wird es höchste Zeit, dass auch Thomas Kemmerich die politische Verantwortung übernimmt und seinen Rücktritt anbietet. Der kleine FDP-Landesverband im Herzen Deutschlands kann es sich nicht leisten, Kämpfe in den eigenen Reihen auszutragen und obendrein noch das Bundespräsidium der Liberalen gegen sich aufzubringen. Dafür mangelt es ihm an personeller Stärke.

Dem politischen Geisterfahrer kann man nur raten: Halten Sie an, solange es noch geht!

Thüringer FDP-Chef Kemmerich gerät immer stärker unter Druck