Saalfeld-Rudolstadt. Henry Trefz mokiert sich über die Generationenfixierung

Es gibt Stöckchen, die ignoriert man, wenn sie hingehalten werden. Versuch erkannt, Gefahr gebannt. Doch das gelingt nicht immer. „Drohende Überalterung“ ist so ein Wortpaar. Zunächst liegt hier aus meiner Sicht ein Logikfehler vor. Es geht nicht um zu viele Alte, es geht um zu wenig Junge. Aber „Unterjüngung“ - das klingt nicht so vertraut.

Wir alle kennen Meldungen von Landstrichen, in denen die ältesten Menschen leben. Solange dieselben etwa in Japan liegen, reagieren wir mit einer Mischung aus Bewunderung, etwas Neid und Neugier auf das Rezept: Prima, ein Schnaps täglich, was für ein Alibi! Woher dann die Aufregung? Die unbequeme Wahrheit: Wir (Älteren) sorgen uns um unser potenzielles Pflegepersonal, sprechen es aber zugleich ungern laut aus.

Henry Trefz ist Reporter in der Lokalredaktion Saalfeld-Rudolstadt, schreibt Gerichtsreportagen und berichtet speziell aus den Regionen Schwarzatal und Königsee.
Henry Trefz ist Reporter in der Lokalredaktion Saalfeld-Rudolstadt, schreibt Gerichtsreportagen und berichtet speziell aus den Regionen Schwarzatal und Königsee. © HT | Henry Trefz

Wie wohl ein junger Mensch ein solches Lamento wahrnimmt? Er genießt nämlich sehr wohl, dass sich etwa viele Arbeitgeber, gute Schulen oder Unis förmlich um ihn reißen. Natürlich, ein Abschied vom alt bewährten Generationenvertrag ist nicht so einfach. Als wir jung waren, schien der Umstand, dass schwindender Kinderwunsch irgendein Problem sein könnte, weit weg. Von der steigenden Lebenserwartung, die leicht errechenbar eine Finanzierungslücke erwarten lässt, ganz zu schweigen.

Klar, Schwund fühlt sich immer wie Verlust an. Das größte Problem: Kleine Dörfer schrammen an ihrer Lebensfähigkeit entlang. Eine Überlegung, sie aufzugeben, löst sehr sicher einen Proteststurm aus. Wenn aber erst einmal skandinavische Bevölkerungsdichte erreicht ist, haben wir die Balance zurück. Bis dahin sollten sich alle überlegen, dass die Rente etwas mit Eigenverantwortung und weniger mit Generationenverlass zu tun hat. Schöne Woche!