Thorsten Büker über einen klitzekleinen Fehler der FDP, einen DDR-Mythos und ein wichtiges Signal

„Vergiss die Peitsche nicht, wenn Du in den Stadtrat gehst.“ Natürlich dürfte der bevorstehende Wahlkampf auch Thomas Nitzsche angriffslustiger werden lassen. Endlich! möchte man ausrufen als Beobachter, dem die öffentlich demonstrierte Harmonie bisweilen suspekt vorkommt. Ob der Oberbürgermeister das Zitat (frei nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche) zurechtbiegt, sei einmal dahin gestellt.

Seiner FDP jedenfalls war die Zeiss-Jubelmeldung am Dienstag gleich eine Pressemitteilung wert, in der sie natürlich den ersten Bürger dieser Stadt bejubelte. Das sei ein „großer Erfolg der investitionsfreundlichen Wachstumspolitik des Oberbürgermeisters Nietzsche“, lesen wir. Und schmunzelten. Nicht nur wegen des Fehlers, sondern auch wegen des Wahlkampfmodus‘, in dem sich die Liberalen befinden. Redaktionsintern stellten wir uns nur zwei Fragen: Wird Zeiss je Sponsor des FCC? Und wird der Firmensitz je von Oberkochen nach Jena verlagert? „Nein“, lautete die Antwort der Kollegen.

Zum gestrigen Frauentag freute sich die Friedrich-Schiller-Universität. Abermals hat sie das Prädikat „Gleichstellungsstarke Hochschule“ bekommen. Das erinnert mich an eine Diskussion unter Freunden. „Frauen in der DDR waren emanzipierter“, sagte ich und merkte sehr schnell, wie dumm dieser Satz war. Die siebenarmigen Göttinnen, die Familie und Beruf unter einen Hut kriegen, gab es meistens nicht. Das fing bei Leitungspositionen an, in denen man Frauen vergeblich suchte, und hörte bei der Zweitschicht auf, die Frauen nach Feierabend einlegen mussten: Küche, Kinder, das klassische Rollenbild funktionierte.

Gratulieren durfte man am Freitag der Philharmonie aus zwei Gründen: Es gibt sie erstens seit 90 Jahren. Und zweitens spielte sie Gustav Mahler zum Jubiläumskonzert. Schön, sich so bewusst der eigenen Geschichte zu stellen, denn die Gründungsinitiative ging 1934 von einem NSDAP-Oberbürgermeister aus und das Werk des jüdischen Komponisten war verboten worden.