Elmar Otto über eine ministerielle Ausschreibung.

Es gibt sie immer wieder mal in den Ministerien: Ausschreibungen, bei denen eigentlich nur noch die Schuhgröße fehlt. Alles andere passt bereits – und zwar auf den Bewerber, den der Minister gerne auf der Stelle sehen würde. Mit Bestenauslese hat das dann oft nichts mehr zu tun.

Ob es sich bei der aktuellen Ausschreibung im Wirtschaftsministerium um so ein abgekartetes Spiel handelt, ist nicht gewiss. Aber auf alle Fälle hat der sozialdemokratische Hausherr Wolfgang Tiefensee den Anschein erweckt, er bevorzuge einen bestimmten Bewerberkreis, damit am Ende auf jeden Fall sein Favorit den Zuschlag erhält. Warum sonst hätte er auch Personen mit befristeter Anstellung für den bestens besoldeten Abteilungsleiterposten einbezogen?

Und wieso wurde nur innerhalb des Ministeriums ausgeschrieben? Damit konnten bestens geeignete Experten aus ganz Thüringen oder Deutschland erst gar nicht ins Rennen gehen. Gute Kandidaten, die vielleicht viel besser auf die Position passen würden, kamen nicht zum Zug. Selbst wenn man dadurch die Gefahr von Konkurrentenklagen minimieren wollte, rechtfertigt das lange nicht diese Art der Vorauswahl.

Das Prozedere ist ein Fehler. Auch für den Fall, dass es rechtlich nichts auszusetzen geben sollte. Es nährt das Vorurteil, dass Spitzenjobs in der öffentlichen Verwaltung vor allem nach Parteibuch, aber nicht nach Eignung und Befähigung vergeben werden. Dem ramponierten Image von Politikern schadet das genauso wie im Zweifel dem Auserwählten des Chefs selbst. Für ihn kann die Bevorzugung zur Bürde werden, weil er nicht beweisen konnte, dass er es auch so geschafft hätte.