Hanno Müller über Wunsch und Wirklichkeit bei der Digitalisierung.

Haben Sie schon mal etwas vom ThAVEL gehört? Zu finden ist das Portal im Netz unter thavelp.thuerigen.de, Motto „Freistaat Thüringen – Hier hat Zukunft Tradition“. Über die Kommunikations- und Transaktionsplattform sollen Bürger mit modernen Verwaltungen interagieren oder per Zuständigkeitsfinder Ansprechpartner und Online-Formulare für Behörden- oder Meldevorgänge in der jeweiligen Heimatregion finden können.

Konkret ist schnell Schluss mit digital und modern. Serviceleistungen sind nicht auffindbar oder die Formulare „in ThAVEL nicht verwendbar“, um nur eine Fehler- oder Fehlmeldung zu nennen. Leerstellen wie diese sind wohl gemeint, wenn man Thüringen weiterhin im digitalen Steinzeitalter verortet. Thüringen rühmt sich einer ambitionierten Digitalstrategie. Bei genauerer Betrachtung bleibt vieles noch Lippenbekenntnis, herrschen weiter Zettelwirtschaft und Zuständigkeitswirrwarr.

Die Folgen sind fatal. Unternehmer müssen in die Nachbarregion fahren, um Daten hochzuladen. Schulen scheitern beim Homeschooling an lahmen Internetverbindungen. Statt das Auto oder den Wohnsitz am Rechner umzumelden, rennt man weiter von Pontius zu Pilatus.

Thüringen braucht einen echten Digitalisierungsschub, um nicht abgehängt zu werden. Das muss als Chefsache in eine kompetente Hand, die die richtigen Fäden zieht. Schnelles Internet für alle, vernetzte Verwaltungen für unbürokratische Behördengänge, sichere, aber unkomplizierte Authentifizierungsverfahren, Datenschutz ohne Datenblockade – wie es geht, kann man schon heute in vielen Ländern sehen.