Bodo Baake über Ehrenworte.
Die Luft ist raus. Nachdem sich die Generalsekretäre und Sittenwächter der Parteien zunächst mit Empörung über das ehrlose Verhalten von Mandatsträgern in Sachen Corona und Corruption, Masken und Moneten aufpumpten, atmen sie wieder durch. Erst mal.
Alle haben die geforderte Erklärung unterschrieben und damit ihr Ehrenwort gegeben, sich künftig in Sachen Astrazeneca und Aserbaidschan wie anständige Menschen zu verhalten. Um mehr geht es ja eigentlich gar nicht.
Nun ist das aber mit Ehrenworten in Deutschland so eine Sache. Wenn wir eine Hitliste der schönsten Ehrenworte aufstellen sollten, würden wir an die erste Stelle das von Rainer Barschel, dem einstigen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, setzen: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort...
Es war ein Ehrenwort mit eingebautem Echo, denn er wiederholte sich sogleich selbst noch einmal: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort... Und aus dem Wald der Mikrofone hallte es zurück: Fort, fort, fort.
Den zweiten Platz in der Ruhmeshalle der Ehrenworte erkennen wir Helmut Kohl zu.
Er hielt in der Spendenaffäre sein Versprechen vor die Verfassung, die Namen der Geldgeber des inneren Zirkels nicht zu nennen – bis zum bitteren Ende. Folglich ein Ehrenwort mit bitterem Nachgeschmack.
Für den dritten Platz nominieren wir das Ehrenwort als Überraschungsei.
Walter Ulbricht sprach es, frei nach dem Propaganda-Motto seiner Partei – niemand fragt, wir antworten trotzdem – in die verdutzten Kameras: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!
Ein paar Wochen später war sie da.
Die Plätze vier bis etwa zwölf würden wir diversen Ehrenworten zubilligen, die im Zusammenhang mit gefälschten Doktorarbeiten in Umlauf gebracht worden sind.
Hervorzuheben wäre die des Karl Theodor zu Guttenberg, den wir als Erfinder des Ehrenwortes mit Rabatt benennen würden.
Jedenfalls bat zu Guttenberg um Nachsicht, als er darauf verwies, als aufstrebender Jurist, Abgeordneter und junger Familienvater zwar nicht unter Gewissensdruck, doch unter gewissem Druck gestanden zu haben.