Sibylle Göbel zur elektronischen Patientenakte.

Nur gut, dass es am Freitag ein Arzt war, der das Klischee bediente: Mediziner, sagte der Ärztliche Direktor des Erfurter Helios-Klinikums bei einer Diskussion der Barmer, haben oft eine derart unleserliche Handschrift, dass selbst Kollegen rätseln müssen. Das aber kann zu gefährlichen Missverständnissen führen. Ein Vorteil elektronischer Krankenakten, wie es sie an diesem Krankenhaus längst gibt, sei deshalb, dass ein solches Rätselraten quasi ausgeschlossen ist, weil alles digital vermerkt werde.

Aber natürlich ist das nur ein Aspekt, der für die Digitalisierung im Gesundheitswesen und eben auch für die elektronische Patientenakte, die 2021 kommt, spricht. Von Nutzen ist auch, wenn Ärzte beispielsweise im Notfall sofort sehen, welche Vorerkrankungen ein Patient hat oder ob er bestimmte Medikamente nicht verträgt. Denn das kann über Leben und Tod entscheiden. Vielen Patienten leuchtet das ein; und sie hängen den Datenschutz längst nicht so hoch, wie es Datenschützer und Kritiker tun. In der Diskussion der Barmer wurde deutlich, dass das Gros der Versicherten schlicht darauf vertraut, dass sensible Gesundheitsdaten vor unbefugtem Zugriff so sicher sind wie das eigene Bankkonto.

Trotzdem wird es vermutlich noch Jahre dauern, bis sich die elektronische Patientenakte durchsetzt. Nicht nur, weil es jedem Patienten selbst überlassen ist, ob er seine Daten in die ePA überträgt – die ePA ist schließlich eine freiwillige Angelegenheit. So manchem wird auch die abgespeckte Version bei den Zugriffsrechten nicht behagen. Also die Tatsache, dass zunächst alle Ärzte, die auf die E-Akte Zugriff haben, jedes Dokument einsehen können. Nicht zuletzt aber spricht – allen Digitaloffensiven zum Trotz – die Netzabdeckung dagegen, dass es schlagartig vorwärts geht: Wenn die Programme ruckeln oder sogar ausfallen, bleiben womöglich doch nur Zettel und Stift.