Ulrike Merkel über die Schwierigkeit, adäquat zu heiraten.

In der Corona-Pandemie wurde seltener Ja gesagt. Das liegt nicht an den Querdenkern, den ewigen Neinsagern. Die Feste, die man eigentlich feiern sollte, wie sie fallen, wären einfach zu mickrig ausgefallen für heutige Ansprüche. Zumindest ließ sich ein Teil der heiratswilligen Klientel offenbar abschrecken. Auch die Stadt Jena vermutet im Trend zu umfangreicheren Zeremonien einen möglichen Grund für den Rückgang bei den Eheschließungen.

Tatsächlich begann die Entwicklung hin zu kostspieligeren und extravaganteren Festivitäten schon vor der Pandemie. Vor allem die Hochzeitsorte und Flitterwochen wurden ausgefallener und damit teurer. Und wer den Traum hegt vom schönsten Tag im Leben, der gibt sich mit einer corona-konformen Variante mit dezimierter Gästeliste eben nicht zufrieden.

Zumal der soziale Druck in den vergangenen Jahren zugenommen haben dürfte. In Fernsehsendungen wie „Frank – Der Weddingplaner“ oder „4 Hochzeiten und eine Traumreise“ wird beziehungsweise wurde potenziellen Brautpaaren wie Gästen vorgelebt, wie richtig geheiratet wird. Oder eben auch nicht. Außerdem legt die Generation der Millennials heute Wert auf Instagram and Co. Und für eine Social-Media-taugliche Hochzeit muss nicht nur die Kulisse perfekt sein, sondern auch das Catering stimmen, das Brautkleid, die Dekoration, der Fotograf und das Entertainment.

Wie dem auch sei, die Pandemie hatte offenbar auch einen positiven Effekt aufs deutsche Beziehungsleben. Die Scheidungen gingen – zumindest im Jahr 2020 – leicht zurück. Krise spaltet nicht nur, sondern kann vielleicht sogar zusammenschweißen.