Miguel Sanches über Corona und Urlaub.

Deutschland liegt wie eine Drehscheibe mitten in Europa. Es überrascht nicht, dass mit dem Reiseverkehr im Sommer die Zahl der Corona-Infektionen steigt. Überraschend ist allenfalls der Umstand, dass in Kenntnis des Risikos politisch zu wenig vorbeugend unternommen wurde.

Es gibt drei Optionen. Nicht reisen. Haben viele Menschen beherzigt. Ist aber weder eine Dauerlösung noch erstrebenswert oder durchhaltbar und überhaupt: politisch unrealistisch. Nach Rückkehr in Quarantäne gehen, ist mit Härten verbunden. Oder testen. Ein Test nach Ankunft, ein weiterer nach zehn Tagen. Das setzt entsprechende Angebote voraus, schnelle Ergebnisse, zumutbare Preise. Wenn Geld für ein „Pickerl“ da ist, sollte in der Urlaubskasse eine Gesundheitsmaut drin sein.

Demnächst kommen die Herbst-Urlauber, dann Weihnachten, Neujahr, danach Skiferien. Wenn es stimmt, dass der Urlaubsverkehr ein Treiberfaktor ist, muss man aus diesem Sommer lernen und darf nicht die Fehler wiederholen.

Die meisten Menschen stecken sich im Inland an. Halten wir das fest, weil der eine oder andere sich gerade fragt, ob man einen Bogen um die Nachbarn machen soll, die aus dem Kroatien-Urlaub zurückgekehrt sind. Man sollte sich indes noch eine andere Frage stellen: Wie kommt es, dass Kroatien gerade eine Rekordzahl an Neuinfektionen mit Corona meldet? Könnte es daran liegen, dass die Touristen sich nicht nur im Urlaub anstecken, sondern auch das Virus mitbringen? Wir brauchen eine bessere, idealerweise eine europäische Teststrategie.

Mit jeder Infektion wird es für die Gesundheitsämter schwieriger, den Ansteckungsweg zurückzuverfolgen; erst recht über Grenzen hinweg. Wenn sich der Urlaubsverkehr als Risikofaktor erhärtet, müssen die Länder bald und einheitlich handeln: mit Pflichttests für Reiserückkehrer.