Sibylle Göbel über leergefegte Praxen in der Corona-Krise.

Allen Appellen, wichtige Arztbesuche auch in der Corona-Pandemie wahrzunehmen, zum Trotz, schreckten im Frühjahr viele Patienten vor dem Gang in die Praxis zurück. Aus Angst, sich dort mit dem neuartigen Virus anzustecken, verzichteten sie zum Teil selbst auf Termine, auf die sie lange hatten warten müssen. Die Folgen können gravierend sein: Denn das Verschleppen einer Krankheit und eine zu spät gestartete Behandlung ziehen mitunter schwere gesundheitliche Schäden nach sich.

Dabei war die Sorge vor einer Infektion weitgehend unbegründet: Die Ärzte und ihre Praxismitarbeiter haben sich im Interesse ihrer Patienten – darunter viele chronisch Kranke – rasend schnell auf die neue Situation eingestellt. Sie haben reine Routinetermine verschoben, damit niemand lange im Wartezimmer sitzt, Hygienekonzepte erstellt und trotz der anfänglichen Knappheit an Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln umgesetzt und teils Videosprechstunden und telefonische Beratung angeboten. Und: Sie haben sich auch dann nicht ins coronasichere Homeoffice abgeseilt, wenn sie selber einer Risikogruppe angehören oder schon im Rentenalter sind. Denn nicht wenige Hausärzte praktizieren noch, obwohl sie längst im Ruhestand sein könnten – weil sie sich ihren Patienten verpflichtet fühlen, der Beruf sie erfüllt oder sich kein Praxisnachfolger findet.

Aber es nützt jetzt wenig, die Situation zu beklagen, derentwegen manche Praxis sogar Kurzarbeit anmelden musste und bei vielen die Umsätze einbrachen. Mitnehmen sollten Patienten aus dieser Zeit, dass es der Gesundheit nicht dienlich ist, überängstlich zu sein. Und dass sie sich auf die ambulant tätigen Ärzte – gemeinhin die Speerspitze der Gesundheitsversorgung – gerade auch in Krisenzeiten verlassen können. Denn eines steht fest: Das Zeitalter nach Corona hat noch immer nicht begonnen.