Gerlinde Sommer zu den Folgen der deutschen Teilung.

Mittlerweile sind wir länger wieder eins als die Mauer Berlin teilte. Die Teilung wurde am 13. August 1961 zementiert und mit Stacheldraht durchgesetzt. Aber begonnen hatten der Prozess offenkundig schon lange zuvor – und zwar nicht erst 1949. Deshalb ist heute ein geschichtsträchtiger Tag. Kein Feiertag. Ein Tag zum Nachdenken. Und für jene, die gerade Ferien zuhause machen, ist das vielleicht eine Anregung, mal dorthin zu fahren, wo aus dem Todesstreifen ein grünes Band geworden ist.

Aus zwei mach eins hieß es vor bald 30 Jahren. Und sind wir uns jetzt näher? Ist es gut, wie es ist? Und was wäre von wem zu leisten, damit die Einheit belastbarer und zugleich fröhlicher würde?

Ich nehme an, darauf gibt es etwa 80 Millionen individuelle Antworten – und dann haben wir nur die Inländer gefragt. Von außen betrachtet geben wir öfter das Bild ab, als seien wir uns vor allem in unserer Unzufriedenheit nahe.

Natürlich lassen sich die Antworten auf die Frage, ob der Stand der Einheit gut ist, grob in Ja, Nein und Weiß nicht einteilen – und es darf davon ausgegangen werden, dass das Ja weit überwiegt. Unsere Herausforderung ist immer auch der Umgang mit der Enttäuschung, die eintreten muss, wenn eine Entwicklung mit zu großen Hoffnungen verbunden wird. Das Bild vom Westen, das viele im Osten hatten, war überzogen. Das hatte seinen Grund in der Abschottung, in der Ferne. Die Bundesrepublik war nicht wie der „Schwarze Kanal“ es zeigte. Aber es war eben auch nicht eine Art Paradies. Derweil schaute der Westen kaum rüber und nahm die Hinzugekommenen hin, so lange sie die bräsige Republik Deutschland nicht störten oder gar das politisch eigentlich Überkommene weiter an der Macht hielten wie bei den Wahlen 1990 und 1994. Lange ist es her. Die Herausforderungen heutzutage packen wir am besten gemeinsam. Aber das bleibt schwer.