Michael Helbing über Geld, das zu schimmeln droht.

Da staunt der Laie. Und der Fachmann wundert sich mindestens ein bisschen, je nachdem, welcher Profession er angehört.

Überspitzt gesagt im Stundentakt lässt die Kulturstaatsministerin in Berlin verkünden, welche Millionen-Hilfen sie gerade jetzt wieder für ihren Bereich locker machte. Und auch Thüringen lässt sich nicht lumpen. Die hiesige Kulturlandschaft über die Krise zu retten, schrieb sich die Staatskanzlei seit dem ersten Tag auf die Fahnen.

Dann aber hakt es hier und geht es dort nicht voran. Das Kulturgeld aus dem Sondervermögen harrt größtenteils seiner Verwendung.

Die große Lücke in der Mittelverteilung geht, unter anderem, gleichsam auf eine Ur-Lücke zurück: Jene klafft zwischen der politischen Willensbildung, die gerne mal alle fünf gerade sein lässt, und der Verwaltungsebene, die dergleichen nicht kann und darf. Andernfalls stiege ihr der Rechnungshof aufs Dach.

Diese Lücke ist die Heimstatt von Tina Beer, die in der Branche und Szene allerorten als „tolle neue Kulturstaatssekretärin“ gelobt wird: gewissenhaft, ansprechbar, problembewusst, lösungsorientiert.

Sie ist aber Teil eines in Echtzeit lernenden Systems, das auf dem Weg von Anspruch und Wirklichkeit ständig auf neue Hürden stößt. In der Folge liegen hier viele Millionen Euro aus dem Thüringer Sondervermögen herum, die dort dringend gebraucht werden. Noch setzen sie keinen Schimmel an, zumal niemand weiß, was 2021 sein wird.

Aber soviel ist klar: Schnell und unkompliziert auf die Krise zu reagieren, hieß etwas ganz anderes.

Das liegt auch an der gestörten Kommunikation innerhalb der Regierung, die sich in der von Kulturminister (Linke) und Wirtschaftsminister (SPD) besonders stark ausdrückt. Ihre Häuser brauchen eine gemeinsame Task Force für die große Grauzone zwischen Kultur und Veranstaltungswirtschaft. Und alle Hilfen, die nicht passen, müssen eben passend gemacht werden.