Fabian Klaus über Kranktage für Kinder.

Die Pandemie hat also auch ihre guten Seiten: Im April haben sich deutlich weniger Eltern auf ihre Kinder krankschreiben lassen als im Jahr davor. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Kinder waren weniger krank, weil sie nicht in Kontakt mit anderen Kindern gekommen sind. Erkrankten sie dann doch, waren die Eltern zumeist ohnehin daheim – ob nun als Heimarbeiter oder in Kurzarbeit.

Mit Blick auf die Statistik wird aber ein ganz anderes Problem deutlich ins Licht gerückt. Die Krankenkasse bezahlt nur für eine begrenzte Anzahl an Tagen, in denen das Kind krankgeschrieben ist. 20 Tage pro Kind sind das bei verheirateten Paaren. Bei mehr als zwei Kindern werden diese Tage dann wiederum auf 50 limitiert.

Was danach passiert? Familien mit Kindern schauen in die Röhre, wenn ihre Kinder länger krank sein sollten. Gerade in den ersten Jahren des Kindergartenalters stellt das Eltern immer wieder vor Probleme. Wie schnell sind zwei Arbeitswochen vergangen, wenn ein Scharlach-Ausbruch in der Einrichtung registriert wurde? Mal eben eine Woche daheimbleiben wegen Kopfläusen – auch das ist leider immer noch keine Seltenheit. Von Grippe, Bauchweh und Co. wird da noch gar nicht gesprochen.

Während alle Welt sich darüber freut, dass trotz erneut leicht steigender Infektionszahlen langsam wieder eine Normalität unter Coronabedingungen einkehrt, zittern sich Eltern weiter über den Rest des Jahres und hoffen, dass sie nicht noch in einen unbezahlten Urlaub einsteigen müssen – wenn die Kind-krank-Tage doch noch aufgebraucht sind.

Das Problem der insgesamt zu wenigen von der Krankenkasse bezahlten Kind-krank-Tage wird schon länger ignoriert, als es die Corona-Pandemie gibt. Mindestens solange interessiert sich auch die Politik nicht dafür. Familien haben eben doch keine (große) Lobby.