Gerlinde Sommer zur Personalpolitik der Union.

Immer öfter, wenn es was zu erben gibt, will keiner die damit verbundene Verantwortung übernehmen – etwa für das mit viel Arbeit verbundene Familienunternehmen. In solchen Fällen wird gern auf die Erbengeneration geschimpft. Aber diejenigen, die langjährig an der Spitze des Unternehmens standen, haben durchaus ihren Anteil daran, dass es nicht gut um die Nachfolge steht.

Der Vergleich mit der Familie passt besonders gut zur CDU, weil sie sich ja schon unter ihrem Ewigkeitskanzler Helmut Kohl so betrachtet hat. Von Kohl lernen hieß: keinen neben sich groß werden lassen. Diese Lektion hat Angela Merkel, die amtierende Ewigkeitskanzlerin, früh gelernt. Das ist ihr nicht weiter vorzuwerfen: Ihr musste von Anfang an klar sein, dass sie sich ohne jene einsame Härte nicht lange an der Partei- und dann an der Regierungsspitze würde halten können. Die Zeiten waren ja zuvor gerade in der CDU nicht reif für eine Frau in dieser Position.

Nun steht Kanzlerin Merkel ähnlich da wie einst Kohl 1998, auch wenn sie sich der Schmach einer Abwahl klugerweise 2021 nicht stellen wird. Parteichefin AKK erwies sich als ungeeignet. Die Herren M, L und R versinken in den Startlöchern. Wäre ich Delegierte, ich wüsste nicht, wer Parteivorsteher werden soll. Klar scheint nur: Keiner der drei ist der geborene Kanzlerkandidat.

Also kommt Herr S von der bayerischen Schwesterpartei ins Spiel. Seine Herausforderung lautet: Füße stillhalten. Er darf sich nicht selbst auf den Weg als Bewerber machen; er muss, wenn es klappen soll, von einer CDU in Not als Kanzlerkandidat gerufen werden.

Söder übt schon die ganze Zeit, kanzlerhaft aufzutreten. Mir allerdings ist er zu obrigkeitsstaatlich in diesen Coronazeiten. Aber dieses Bestimmerhafte gefällt vielen Menschen. Insofern sind Söders Chancen als Merkels Erbe hervorragend.