Gerlinde Sommer zum langen Winter in Coronazeiten.

Ganz am Anfang dieser Coronazeit wurde gesagt, dass es voraussichtlich ein bis eineinhalb Jahre dauern würde, ehe wir das Schlimmste überstanden hätten. Nun ist klar: Es wird tatsächlich ein leiser Jahresausklang werden.

Stille Nacht, heilige Nacht: Das Lied erhält diesmal eine ganz besondere Bedeutung. Um den Baum sollen sich weniger Menschen versammeln als einst in Betlehems Stall. Das fällt vielen schwer – und zwar deshalb, weil Weihnachten viel mehr ist als das Fest der Geburt Jesu im kleinen Kreis. Weihnachten bietet eine Feiertagsabfolge, bei der man sich normalerweise nicht aus dem Weg gehen will und auch nicht aus dem Weg gehen darf. Diesmal ist alles noch einen Tag länger, weil sich mit dem 27. Dezember ein Sonntag anschließt.

Wer sich beim Verwandtenbesuch zurückhält, ist neuerdings ein stiller Held. Unabhängig davon, ob Innehalten schwer fällt – oder ob es mal schön sein kann, die bisherigen Muster zu durchbrechen und das Fest mit weniger Menschen anders und intensiver zu begehen. Schlimm ist die stille Nacht für jene, die nicht alleine sondern einsam sind. Mit und ohne Pandemie.

Der sonnige Herbst hatte die zarte Hoffnung geweckt, dass wir mit ein wenig AHA gut durch die kalte Jahreszeit kämen, Skiurlaub auf der Piste, aber ohne Hüttenzauber inklusive. Vor einem Monat wurde klar: Das klappt so nicht. Härtere Regeln müssen gelten. Und um möglichst wenig Gelegenheit zu unverhofften Begegnungen zu bieten, sehen vor allem Menschen in Kultur-, Freizeit- und Gastronomiebetrieben schwarz. Keiner kann sagen: Fürchtet Euch nicht.

Wenn wir gut ins Frühjahr 2021 kommen wollen, sind nach der leisen Weihnacht Strategien des Ermöglichens gefragt. Mit AHA-Effekt. Aber ohne dauerhafte Ruhigstellung ganzer Wirtschaftsbereiche. Sonst wird aus leise stumm – und aus Zweifel Revolte.