Sibylle Göbel zum Gründungsklima in der Corona-Krise.

Job gekündigt, Schulden gemacht, Tag und Nacht auf ein Ziel hingearbeitet – und dann kam Corona. So manchem Existenzgründer hat die Pandemie alle Pläne durchkreuzt. Wie ein Restaurant aufmachen, wenn die Gastronomie auf unabsehbare Zeit niemanden empfangen darf? Wie mit der eigenen Boutique starten, solange nur lebensnotwendige Geschäfte geöffnet haben?

Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele Menschen ihren Traum von der Selbstständigkeit erst einmal begraben mussten. Aber es werden einige gewesen sein. Dabei war es oft auch keine Alternative, zumindest zeitweise in den alten Beruf zurückzukehren. Denn nur wenige Betriebe haben während des Lockdowns neue Leute eingestellt, vom Gesundheitswesen, Lebensmittelhandel sowie Liefer- und Paketdiensten einmal abgesehen. In dieser Situation angesichts sich stapelnder Rechnungen einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht zu verzweifeln, im schlimmsten Falle auch ehrlich Bilanz und notfalls die Reißleine zu ziehen, das erforderte Energie und nötigt Respekt ab.

Doch wie so oft hat auch diese Krise ihr Gutes: Sie zeigt, welche Geschäftsmodelle wirklich robust genug sind, um mehr als nur die normalen Startschwierigkeiten zu überstehen. Und weil die Nachfrage im Onlinehandel förmlich explodierte, hat sich so mancher Gründer schneller als geplant auf die virtuelle Welt einlassen müssen. Und im besten Fall dort reüssiert.

Trotzdem: Der Schock schädigt womöglich nachhaltig die Lust auf Existenzgründung. Erst recht, wenn es doch noch zu einer großen Pleitewelle kommt und die Vorzüge des Angestellten-Daseins umso lukrativer erscheinen. Allen, die die Gründung trotz Krise gewagt haben, ist jede Menge Glück und Durchhaltevermögen zu wünschen – und eine treue Kundschaft, die ihren mutigen Schritt nach Kräften unterstützt.

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