Ingo Glase über die Misere bei den Thüringer Tafeln.

Wieder geht es um das Ehrenamt. Das ist das eigentliche Dilemma. 15.000 Bedürftige werden jede Woche von den über 32 Thüringer Tafeln mit Lebensmitteln versorgt. Viele soziale Projekte sind dazugekommen, etwa die Hausaufgabenhilfe, Kochkurse, die Fahrradwerkstatt. Diese Arbeit wird vor Ort geleistet, koordiniert und unterstützt vom Landesvorstand.

Der hat nun seinen Rücktritt erklärt. Teilweise seit acht Jahren sind die nebenher berufstätigen Damen und Herren im Amt - im Ehrenamt. Das kostet Zeit, viel Zeit, die für die Familie fehlt, den Feierabend oder andere Hobbys. Dazu kommen individuelle Gründe, ein Umzug in ein anderes Bundesland etwa. Von dort einen Thüringer Verband zu leiten, mag kurzfristig funktionieren, dauerhaft nicht, trotz Digitalisierung. Die Arbeit mit Menschen braucht Nähe. Damit der Verband arbeitsfähig bleibt, muss schnell ein neuer Vorstand her.

Der bisherigen Führung kann man kaum etwas vorwerfen. Denn eigentlich war der Wechsel schon lange geplant, wurde aber durch Corona ver- schoben. Nun soll der Staffelstab weitergegeben werden. Aber noch fehlen Bewerbungen. Dabei ist die Arbeit für die Tafeln ein Kernstück der Sozialarbeit. Doch Anerkennung gibt es neben viel Arbeit kaum. Auch das lässt sicher viele Bewerber zaudern. Das Ehrenamt muss attraktiver werden, durch Aufwandsent- schädigungen und Zeitausgleich. Dann wären solche Diskussionen nicht mehr nötig.