TLZ-Chefredakteur Nils R. Kawig hält den zweiten Lockdown für zumutbar.

Es ist eine Zumutung, was Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten gestern beschlossen haben. Vor allem für Gastronomen, Kulturschaffende sowie Menschen aus der Dienstleistungs- und Freizeitbranche wird schwer zu ertragen sein, dass ihnen ein weiterer Monat bevorsteht, in dem sie nicht arbeiten dürfen. Trotz aller Versprechen, die Ausfälle durch staatliche Gelder zu ersetzen.

Ehrlich gesagt: Es ist eine Zumutung für alle. Wie haben wir uns doch gewünscht, ein zweiter Lockdown bliebe uns erspart. Wer allerdings die Zunahme der Neuinfektionen während der zurückliegenden Wochen beobachtet hat, dürfte damit gerechnet haben, dass es wieder passiert. Insofern war das eine Notbremse mit Ansage.

Es gibt gute Gründe gegen die Entscheidungen von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten: Sie greifen wieder tief ins private Leben ein. Sie nehmen keine Rücksicht auf regionale Unterschiede im Pandemie-Geschehen. Sie wurden an allen Parlamenten vorbei getroffen. Allem Anschein nach muten unsere Spitzenpolitiker auch der Demokratie allerhand zu. Aber eines muss man ihnen dennoch zugute halten: Sie haben ihre Lektion gelernt und wollen Fehler aus dem Frühjahr offensichtlich nicht wiederholen.

Dass Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben sollen, ist eine gute Nachricht. Genauso wie geöffnete Läden. Und auch die weiterhin bestehenden Besuchsmöglichkeiten in Alten- und Pflegeheimen sind absolut begrüßenswert. Insofern gibt es positive Signale, die mit den gestrigen Beschlüssen verbunden sind. Eine Zumutung bleiben sie trotzdem. Aber ich halte sie für zumutbar. Wenn wir uns im Dezember wieder ähnlich viel erlauben dürfen wie im Sommer, werden sich alle Anstrengungen gelohnt haben. Bis dahin gilt: zu Hause bleiben und auf den nächsten Kinobesuch freuen. So ist das leider im Coronajahr.