Frank Quilitzsch zur Heimatlosigkeit der Autorin Monika Maron.

Ich mag sie. Ich mag ihre Bücher, und ich mag ihre Figuren, weil sie keine Helden sind. Es sind meist stille Charaktere, Außenseiter mit starken Gefühlen und großer Erinnerungskraft, die ihre Mühe haben, mit der Welt zurechtzukommen. In „Flugasche“ beschreibt sie genau das DDR-Bitterfeld, in dessen Nähe ich als Kind gelebt habe.

Warum habe ich ihre letzten beiden Bücher nicht gelesen? Vielleicht nicht lesen wollen? Ich erinnere mich, wie wir nach einer Lesung aus ihrem Krähenbuch noch ein Stündchen vorm Schloss Ettersburg saßen. Wir plauderten, doch es hing viel Ungesagtes in der Luft.

Jetzt lese ich, der S.Fischer-Verlag, den sie immer als ihre Heimat bezeichnete, hat sich von ihr getrennt. Genauer: Er hat seine Autorin vor die Tür gesetzt. Der Grund: Man könne nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiere, der den Rechten nahesteht.

Monika Maron fühlt sich als Opfer. Meint, sie sei nicht verantwortlich dafür, wer ihre Bücher vertreibe. Das kann man bestenfalls blauäugig nennen. Sie findet aber auch einiges, was sie getan hat, „nicht glücklich“, vor allem ihre Äußerungen zur Flüchtlingspolitik, und dass sie in einer Reihe mit dem Titel „Exil“ veröffentlicht hat.

Unbequem war sie immer, doch werden schleichend Grenzen überschritten. Dennoch finde ich die Reaktion des Verlags, der sie 40 Jahre betreute, voreilig und überzogen. Warum redet man nicht miteinander? Warum schaltet man Agenten zwischen? Und kann man nicht auch ein Buch ablehnen und dennoch offen sein für weitere?

Man kann auch seine Meinung ändern und Fehler revidieren, selbst wenn man Monika Maron heißt. Wir brauchen Leute wie sie, die unbequem und streitbar sind. Doch dieser Streit muss geführt werden, wenn die Gesellschaft nicht auseinanderbrechen soll.