Elmar Otto über die Diskrepanz bei Spitzenämtern in Thüringen.

Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland nicht vereint. Das zeigt sich in vielen Bereichen. Nicht selten fühlen sich Ostdeutsche untergebuttert. Manche konnten erst gar nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Viele haben einen Job, aber verdienen weniger. Andere sind aus dem Erwerbsleben ausgeschieden und müssen sich mit einer kleinen Rente über Wasser halten.

Selbst in der Landesverwaltung, der Justiz oder an den Hochschulen sitzen Brandenburger, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalter und Thüringer seltener auf den besonders wichtigen und gut bezahlten Positionen.

Warum eigentlich?

Immerhin schreibt das Grundgesetz vor, dass nicht die Herkunft, sondern Eignung, Leistung und Befähigung den Ausschlag geben sollen. Wenn dem so ist: Sind Ostdeutsche schlechter qualifiziert und ausgebildet als die Konkurrenz aus den alten Bundesländern?

Wohl kaum.

Mindestens zwei Gründe drängen sich auf, warum sich die Personalstruktur so entwickelt hat.

Zum einen kamen nach der Wende junge westdeutsche Aufbauhelfer, um Behördenapparate der untergegangenen DDR auf Vordermann zu bringen. Wenn diese Leute damals Ende 20 oder Anfang 30 waren, sind sie noch im Amt.

Zum anderen – Eignung und Befähigung hin oder her – geben westdeutsche Chefs schon mal westdeutschen Bewerbern den Vorzug, weil die Chemie eben stimmt. Wenn es Vorgesetzte zu bunt treiben und neben Herkunft und persönlicher Beziehung das Parteibuch den Ausschlag gibt, dürfen diese Versorgungsfälle unter Vetternwirtschaft verbucht werden.

So oder so steht fest: Innerdeutsche Diskriminierung sollte der Vergangenheit angehören. Es muss ein Miteinander, kein Gegeneinander sein. Dann kommen sich Ost und West noch ein Stück näher.