TLZ-Chefredakteur Nils R. Kawig über eine Umfrage zur Landtagswahl, die Rätsel aufgibt.

Das Zünglein an der Waage ist gelb. Gelb wie die FDP. Von ihrem Abschneiden bei der Landtagswahl am Sonntag hängt ab, ob die anschließende Regierungsbildung nur schwer oder nahezu unmöglich wird. Die aktuelle Umfrage des Erfurter Meinungsforschungsinstitutes Insa lässt jedenfalls Böses ahnen: Keine der von den Spitzenkandidaten angestrebten Koalitionen hätte aktuell eine Mehrheit.

Weder kann Rot-Rot-Grün auf weitere fünf Regierungs­jahre hoffen, noch darf sich der Herausforderer sicher sein, dass seine „Regierung der Mitte“ eine Mehrheit haben wird. Aber geht davon die Welt unter? Mitnichten.

Wie stabil unsere Demokratie ist und wie kommunikativ unsere Politiker sind, wird sich nach der Wahl zeigen. Da beginnt für sie die eigentliche Reifeprüfung: Lässt sich eine parlamentarische Mehrheit jenseits der bekannten Farbenlehre finden? Probieren es einzelne Parteien mit einer Minderheitsregierung? Oder bleibt Bodo Ramelow – einfach so – als Thüringer Ministerpräsident im Amt, weil sich für einen anderen keine Mehrheit organisieren lässt?

All diese Fragen gilt es ab Montag zu beantworten. Bis dahin geht der Kampf um jede einzelne Stimme weiter. Keine der Parteien kann sich auf den Umfrageergebnissen ausruhen – am wenigsten die FDP. Ihre prognostizierten 5 Prozent sind Fluch und Segen: Einerseits vermitteln sie die Eindruck, der Wiedereinzug sei erreichbar. Andererseits könnten sie davon ablenken, wie knapp es wirklich ist. Zumal sich ein Drittel der Wähler angeblich noch nicht entschieden hat.

n.kawig@tlz.de