Anette Elsner über Einvernehmen beim Thema Schulreife.

Das letzte Wort hat der Schulleiter, wenn es darum geht, ob ein Kind schulreif ist – im Wartburgkreis spielt der Fall, der die Debatte um diese Regelung ausgelöst hat. Kindergärtnerinnen, Logopädin und Eltern plädieren dafür, dass ein fünfjähriger Junge noch nicht in diesem Jahr eingeschult wird. Schulleiterin und Amtsärztin halten ihn für schulreif. Nach der derzeitigen Regelung bedeutet das: „Basta, das Kind kommt in die ­Schule!“

Was macht die Einschätzung der Menschen, die den Jungen tagtäglich erleben, weniger relevant als die Einschätzung derer, die nur auf Momentaufnahmen aus dessen Leben zurückgreifen können? Und was beeinflusst möglicherweise manchen Schulchef ohne sein Wollen in Zeiten, in denen mancherorts jedes Kind nötig ist, um erfolgreich für die Existenz einer Schule zu kämpfen?

Landtag und Landesregierung sind gut beraten, mit dem neuen Schulgesetz eine andere Lösung zu finden. Ziel sollten Entscheidungen sein, mit denen alle leben können. Wichtiger als jeder Stichtag und Zeitkorridor ist doch der möglichst umfassende Eindruck, den sich alle Beteiligten von einem Kind verschaffen sollten, um die in dessen Sinne richtige Entscheidung zu treffen.

Ob der Opa geraucht hat und welchen Schulabschluss die Eltern haben, ist dabei völlig unwichtig. Antworten auf diese und andere – milde gesagt – skurrile Fragen, die Eltern vor der Einschulung beantworten sollen, befördern Vorurteile, sonst nichts. Auch bei diesem Fragebogen ist das Ministerium in der Pflicht, zu handeln. Nicht nur wegen des Datenschutzes.