Gerlinde Sommer findet: Tausend kleine Schritte sind nötig.

Wenn ich höre oder lese, wie viel Müll ich „produziert“ oder „erzeugt“ haben soll, dann regt sich bei mir Widerstand: Ich habe den Abfall doch gar nicht hergestellt in dem Sinne einer Produktion. Der ganze Müll war meist einfach nicht vermeidbar – und zwar auch bei bewusstem Einkauf. Selbst wenn ich alle Verpackungen gleich im Geschäft zurücklassen ­würde, wäre doch gar nichts besser.

Und bei meinem Anteil an der „Produktion“ von Kohlendioxid ist es doch nicht so, dass ich mir vorgenommen hätte, möglichst viel davon zu erzeugen. Vielmehr sind die Lebensumstände dergestalt, dass sich das mir zuzurechnende CO2 nicht in dem Maße vermeiden lässt, wie ich das gerne hätte. Nein, ich will mich nicht rausreden. Ich will nur sagen, dass es mehr braucht als meinen und Ihren und unser aller Einsatz gegen klimaschädliches und umweltzerstörendes Verhalten.

Natürlich lässt sich sagen: Wer bewusster lebt, trägt einen Anteil zur Besserung bei. Aber ehrlich: Spare ich Kohlendioxid, weil ich in diesem Jahr nicht in den Urlaub fliege, so wie ich auch in den Vorjahren nicht in den Urlaub geflogen bin? Das hat schon mit Umweltbewusstsein zu tun, aber vor allem auch damit, dass mein Urlaubsort mit dem Zug bequem erreichbar ist. Und meine ganz großen Reisen habe ich zu einer Zeit gemacht, als das Fliegen noch unbeschwert möglich schien.

Was wir brauchen, sind tausend kleine Schritte, die jeder einzelne Verbraucher geht. Aber noch viel wichtiger ist eine Klima- und Umweltpolitik, die mehr kann, als ein schlechtes Gewissen machen.