Elmar Otto zum bevorstehenden CDU-Führungswechsel.

Leider verlässt viele Spitzenpolitiker irgendwann das Gespür. Entweder für die nötige Selbstkritik nach einer verheerenden Wahlschlappe oder den richtigen Zeitpunkt zurückzutreten.

Mike Mohring, das steht nun fest, ist einer dieser Politiker. Dass es so weit gekommen ist, hat sich der Christdemokrat am Ende selbst zuzuschreiben. Der kontinuierliche Abstieg der einstigen selbsternannten Thüringenpartei CDU wird auch mit seinem Namen verbunden werden. Die Entwicklung ist bedauerlich. Denn in diesen aufgeheizten, polarisierenden Zeiten ist eine bürgerliche Kraft, der die Menschen vertrauen, wichtiger denn je.

Nach dem historischen Absturz bei der Landtagswahl blieb die Aufarbeitung aus. Dafür folgte ein selten dagewesener Schlingerkurs, der erst eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei und dann mit der AfD vermuten ließ.

Während Mohring die Debatte um eine Öffnung nach rechts laufen ließ, wurde sein Blinken nach links von der Bundespartei kassiert. Über allem schwebten Unvereinbarkeitsbeschlüsse, die eine Kooperation mit beiden politischen Lagern ausschließt.

Endgültig besiegelt hat der ambitionierte Apoldaer sein politisches Aus durch die fahrlässige Fehleinschätzung bei der Ministerpräsidentenwahl in der vergangenen Woche. Beim Fiasko von Erfurt, bei dem FDP-Mann Thomas Kemmerich mit Stimmen von CDU und AfD ins Amt gehievt wurde, hat sich Mohring verzockt. Dabei hatte er sich als CDU-Präsidiumsmitglied wie aktuell kein zweiter Unionspolitiker aus Thüringen deutschlandweit Renommee erarbeitet – auch schon vor seiner inzwischen überstandenen Krebserkrankung.

Sein Rückzug aus den Spitzenämtern kommt jetzt schneller als es ihm lieb ist. Die Parteibasis hat die Nase voll von ihm. Das hat sich der nie zum Mannschaftsspieler gereifte Solist selbst zuzuschreiben.